Die WECHANGE-Genossenschaft löst dieses Problem, indem sie Organisationen bei einer geordneten Digitalisierung unterstützt und eine Plattform anbietet, auf der die wichtigsten Tools integriert sind.
Dieser Beitrag ist der zweite unserer Themenreihe „Digitale Vernetzung der Wandelbewegung“.
WECHANGE in 3 Sätzen
WECHANGE ist eine Online-Kollaborationsplattform für den öko-sozialen Wandel. ChangemakerInnen melden sich dort an und machen sich der Öffentlichkeit und untereinander bekannt. Die Plattform bietet darüber hinaus praktische Funktionen für die gemeinsame Arbeit an Projekten.
Ist es eine bestehende Plattform-Lösung oder Eigenentwicklung?
WECHANGE ist eine Individualentwicklung, entwickelt durch die Berliner Medienagentur Sinnwerkstatt. Die Plattform integriert aber auch einige vorhandene Tools, bspw. Etherpad.
Warum wurde die Entscheidung so getroffen?
Die Plattform wurde von Anfang an gemeinsam mit den NutzerInnen entwickelt. Hier gab es den konkreten Bedarf eines konsistenten Toolkits für die kollaborative Projektarbeit. Zum damaligen Zeitpunkt (2014), gab es davon nur wenige, die bis dato kommerzieller Natur waren. Da die NutzerInnen kein Interesse am Einsatz einer proprietären Lösung hatten, wurde eine eigene Open-Source-Lösung umgesetzt.
Was ist der Zweck der Plattform?
Die AkteurInnen des Wandels sollen in ihrer Arbeit unterstützt werden. WECHANGE fasst den Zweck in drei Bereichen zusammen:
- Sichtbar machen: auf einer Karte und in der Suche sind die AkteurInnen des Wandels sichtbar, auch können sich Projekte mit einer Microsite präsentieren
- Vernetzen: durch direkten Nachrichtenaustausch und ein gemeinsames Forum ist ein Austausch möglich
- Zusammenarbeiten: mit verschiedenen Tools werden Projektteams in ihrer Arbeit unterstützt
In welchem Stadium befindet sich die Plattform (Idee, Prototyp, fertiges Produkt)?
WECHANGE ist seit mehreren Jahren ein fertiges Produkt, das kontinuierlich weiter entwickelt wird.
Für welche Zielgruppe ist die Plattform gedacht?
ChangemakerInnen, und zwar Organisationen und Einzelpersonen. Über WECHANGE organisieren sich bereits verschiedene Projektgruppen (bspw. lokale Foodsharing-, Transition-Town- und Gemeinwohlökonomie-Gruppen). Und auch ganze Netzwerke nutzen WECHANGE – bspw. netwerk n oder das Netzwerk Wachstumswende.
Wie erreichen die Plattform-Entwickler ihre Benutzer?
Folgende digitalen Öffentlichkeitskanäle nutzt WECHANGE:
- wechange.de – hier gibt es eine Gruppe für die Genossenschaft (35 Mitglieder), sowie das Forum (ca. 4.200 Mitglieder)
- Facebook-Seite – ca. 450 Follower
- Twitter-Account – ca. 30 Follower
- WECHANGE nutzt auch YouTube und Vimeo als Speicherort für Tutorial-Videos und Imagefilme, betreibt hier aber keine aktives Community Management
WECHANGE ist des Weiteren auf Veranstaltungen tätig, z.B. als Co-Veranstalter von PlatformCoops Germany in Berlin. Auch im Ausland ist WECHANGE unterwegs, zuletzt bspw. beim UkraineLab 2017, einem Forum für die Ukrainische Zivilgesellschaft.
Ein wirklich wirksamer Multiplikator sind natürlich die NutzerInnen der Plattform selbst, also mitunter ganze Netzwerke.
Wie groß ist die Community der Plattform und wie aktiv ist diese?
Stand Dezember 2017 beziffert WECHANGE ihre Community wie folgt:
- 15.000 Menschen – die bei wechange.de registriert sind
- 250 Gruppen – für Organisationen mit mehreren Projekten
- 500 Projekte – an denen gemeinschaftlich gearbeitet wird
- 400 Events – Veranstaltungshinweise aus dem Netzwerk
Es werden neben wechange.de auch sechs weitere Portale betrieben, die dasselbe Look & Feel haben, aber ausschließlich für die jeweiligen Organisationen zur Verfügung stehen.
Hat die Plattform einen thematischen Schwerpunkt?
Übergreifendes Thema ist selbstredend der öko-soziale Wandel. Thematisch lässt es sich nicht weiter eingrenzen – denn WECHANGE wird von den unterschiedlichsten Projektgruppen genutzt. Technisch liegt der Schwerpunkt auf Online-Kollaboration, die Aspekte Vernetzung und Sichtbarkeit sind Resultate dessen.
Was sind die Kernfunktionen der Plattform?
Teams finden sich in Projekten zusammen. Gibt es eine Organisation, in der mehrere Projekte parallel laufen, kann diese eine „Gruppe“ eröffnen und die zugehörigen Projekte so zusammenfassen.
Innerhalb der Projekte gibt es folgende Funktionsbereiche:
- Neuigkeiten – ähnlich wie die Pinnwand bei Facebook können aktuelle Nachrichten veröffentlicht und dort diskutiert werden
- Veranstaltungen – in einem Kalender können Veranstaltungen eingetragen werden
- Umfragen – Unterstützung im Bereich Entscheidungsfindung, Terminfindung
- Aufgaben – es können Aufgaben erstellt und Projektmitgliedern zugeordnet und dokumentiert werden
- Dokumente – hier können beliebig viele Etherpads und EtherCalcs erstellt und in einer Ordnerstruktur organisiert werden
- Dateien – hier können Dateien hochgeladen und in einer Ordnerstruktur organisiert werden
Projektübergreifende Funktionen:
- Nachrichten – es können Nachrichten an eine oder mehrere Personen oder Projekte versendet werden
- Karte – es gibt eine Karte, auf der nach Personen, Veranstaltungen, Gruppen und Veranstaltungen gefiltert werden kann
- Suche – in einer Suchfunktion werden alle für eineN NutzerIn sichtbaren Inhalte durchsucht
- Feedback – hier können NuterInnen Feedback zur Anwendung, Verbesserungsvorschläge, Lob und Kritik geben
Was ist das Alleinstellungsmerkmal der Plattform?
Bei WECHANGE sind bereits sehr viele Anwender aus der deutschsprachigen Wandelbewegung präsent. Es ist einer der wenigen genossenschaftlich organisierten Plattformbetreiber.
Gibt es ähnliche Plattformlösungen / Mitbewerber?
Es gibt diverse kommerzielle Anbieter von Kollaborationstools, bspw. Atlassian mit Confluence. Aber auch Open Source Anbieter wie Taiga gibt es – hier liegt der Schwerpunkt auf agilem Projektmanagement.
Wie ist der technische Aufbau der Plattform?
Die Plattform ist mit Python und Django umgesetzt. Das Hosting wird im Auftrag der WECHANGE eG durch Hetzner durchgeführt. Je Portal kann jeweils eine eigenständige WECHANGE-Instanz erstellt werden, derzeit teilen sich alle Plattformen außer der Projektwelt DRJA einen gemeinsamen Anmelde- und Datenbank-Service.
Ist die Plattform eine Open-Source-Lösung?
Ja. Der Code befindet sich auf dem GitLab-Server der Sinnwerkstatt. Bislang existiert aber noch kein Prozess, um externe Open-Source-Entwickler in die Programmierung einzubinden.
Es ist möglich, sich den Code komplett herunterzuladen und einen eigenen WECHANGE-Server aufzusetzen.
Vorteil: Unabhängigkeit von WECHANGE.
Nachteil: Aufwände zur Installation und Wartung, keine Vernetzung mit WECHANGE-NutzerInnen möglich. Gängige Webhosting-Angebote sind meistens teurer als die 5 Euro je Gruppe, die eine Nutzung auf wechange.de kostet.
Hat die Plattform Schnittstellen?
Ja, aktuell kann bspw. der Veranstaltungskalender von Projekten über iCal ausgelesen werden.
Derzeit befindet sich auch eine API in der Erprobungsphase, um öffentliche Inhalte über WordPress aufbereiten zu können, zum Beispiel in Form einer Landingpage. Weitere Schnittstellen, z.B. WebDAV, sind konzeptionell angedacht.
Wie ist das Geschäftsmodell der Plattform?
WECHANGE bietet die Plattform nach einem Freemium-Modell an. Als Endanwender ist die Nutzung kostenfrei. Gruppen zahlen bspw. 5 Euro monatlich, Portale 100 Euro monatlich.
Bislang wurde auch noch nie ein Spendenaufruf o.Ä. gestartet.
Eine Erweiterung dieses Geschäftsmodells ist für Q2 2018 angedacht.
Finanziert wird die Weiterentwicklung häufig über Entwicklungsprojekte in Kooperation mit Partnern. Es werden dann neue Funktionen umgesetzt oder bestehende erweitert. Wenn es sich um Funktionen handelt, die sich für die Allgemeinheit eignen, können diese teilweise vom Entwicklungsprojekt in die allgemein verfügbare Plattform übertragen werden. Ein kurioses Beispiel hierfür ist die Übersetzung ins Russische und Ukrainische. Hier wurde ein Entwicklungsprojekt für die Ukraine umgesetzt, seitdem stehen diese Übersetzungen allen Nutzern zur Verfügung.
Rein rechnerisch sind die Einnahmen recht überschaubar. Verwendet man zur Kalkulation die öffentlich kommunizierten Gruppen- und Portalzahlen, so kommt man auf ca. 2.000 Euro monatlicher Umsätze.
Was ist die Historie der Plattform?
- Erster Prototyp: 2015 Netzwerk Wachstumswende
- Gewinnung weiterer Partner: 2015 und 2016 (Auswärtiges Amt, netzwerk-n, Stiftung Deutsch Russischer Jugendaustausch, etc.)
- Gründung der Genossenschaft 2016
Wer steht hinter der Plattform?
Hinter WECHANGE steht aktuell ein Team von 15 MitarbeiterInnen. Es gibt personelle Verflechtungen mit u.A. der Sinnwerkstatt und dem netwerk n.
Wo ist die Geschäftsstelle der Plattform?
WECHANGE sitzt in der Thinkfarm Berlin. Das ist eine Bürogemeinschaft, in der sich Menschen begegnen, die für den gesellschaftlichen Wandel arbeiten.
Welche Rechtsform haben die Macher?
Eingetragene Genossenschaft. Die Satzung der WECHANGE eG lässt sich auf der Internetseite abrufen.
Wünschen sich die Macher der Plattform Unterstützung?
Es gibt Möglichkeiten der Mitarbeit. Und Interessierte können Genossenschaftsmitglied werden, ein Geschäftsanteil kostet 100 Euro.
Kooperieren die Macher der Plattform mit weiteren Partnern?
Ja, unter Anderem mit uns, dem green net project 🙂
Die Liste an Partnern ist jedoch etwas länger und kann online eingesehen werden: https://wechange.de/cms/partner/
Es gab auch Projektförderungen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, sowie dem Auswärtigen Amt.
Was sind die nächsten Schritte für die Plattform?
In diesem Jahr soll das Geschäftsmodell dahingehend angepasst werden, dass es finanziell tragfähig wird. Es gibt auch ein größeres Projekt, um WECHANGE im Sinne einer aktiven BürgerInnen-Beteiligung in der Region Kiel einzusetzen. Hierbei wird auch ein zentraler Ausbauschritt die Optimierung der Suche sein.
Weitere Projektanträge sind gestellt, aber noch nicht veröffentlichungsreif.
Was ist dein Fazit zur Plattform?
WECHANGE hat eine recht große Anwenderzahl und ist im engen Kontakt mit der Wandelbewegung des überwiegend deutschsprachigen Raums. Es stellt nützliche Funktionen für Projektarbeit zur Verfügung und fördert beiläufig die Vernetzung der Bewegung.
7 Antworten auf „WECHANGE – Online-Kollaboration für den gesellschaftlichen Wandel“