Was ist FairCoin?
FairCoin ist eine ökologische Kryptowährung, die Zahlungsmittel sein will für eine faire, kooperierende und solidarische Ökonomie „FairCoop„, über die wir in einem unserer nächsten Beiträge noch näher berichten werden. FairCoin beschreibt seine ideellen Werte als: ökologisch, schnell, sicher, ethisch, lebendig und demokratisch.
Genau wie andere Kryptowährungen (Bitcoin, Ether, etc.) basiert der FairCoin auf der Blockchain-Technologie (dezentral gespeichtert, verschlüsselte Datenblöcke) mit dem Unterschied, dass die dezentrale Verwaltung der Blockchain auf kooperativen statt konkurrierenden Wegen erfolgt. Es entscheidet nicht der Teilnehmer mit den größten Resourcen, sondern alle Teilnehmer sind gleichgestellt. Somit entfällt der Konkurrenzkampf und damit auch die Notwendigkeit großer Resourcen(-verschwendung).
Wo kann ich FairCoin kaufen?
Entweder auf der Internetseite getfaircoin.net oder bei einem sogenannten „Local Node“, also vor Ort mit Bargeld.
Auf der Internetseite kann man FairCoin entweder per Überweisung von Euro oder anderen Kryptowährungen kaufen.
Wer Mitglied der Community ist und sich engagiert, findet auch innerhalb der Community Tauschpartner.
Was ist ein FairCoin „wallet“?
Wallet ist Englisch und bedeutet übersetzt „Portemonnaie“. Es ist im Prinzip nichts anderes als ein digitales Konto, in dem die Schlüssel zu seinen FairCoins sicher und für den Nutzer unsichtbar gelagert werden. Dafür gibt es spezielle Programme bzw. Apps für mobile Geräte.
Die Anwendungen für FairCoin kann man auf der FairCoin-Internetseite herunterladen. Bei der Einrichtung kann die Community helfen, die man über eine Telegram-Gruppe jederzeit erreichen kann.
Wer die eigenverantwortliche Verwaltung scheut oder vielleicht eine Möglichkeit sucht, die gewohntes Online-Banking mit Euro und Digitalwährungen wie FairCoin vereint, der findet bei der BankOfTheCommons.coop einen von der Community genossenschaftlich organisierten Dienst, welcher den Umstieg komfortabel macht.
Wofür kann ich FairCoin benutzen?
FairCoin ist eine frei tauschbare Währung wie Bitcoin auch. Somit kann FairCoin für alle Geschäfte (auch unfaire) benutzt werden.
Um Spekulationsgeschäfte und damit unfaire Profitgier unattraktiv zu machen, erfolgt der Austausch innerhalb der Community zu einem von der Community selbst vereinbarten Festpreis unabhängig der Preisschwankungen am freien Markt.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, wer bereits FairCoin akzeptiert, kann man bspw. auf der Internetseite use.fair-coin.org nachschauen.
Ein bestehendes Angebot ist z.B. Wohnen – kurzzeitig ein Apartment mieten. Insgesamt gibt es dort rund 100 Angebote, größtenteils allerdings in Spanien / Portugal, z.B. ein Buchladen oder ein Upcycling-Künstler. Im deutschsprachigen Raum existieren bislang erst 2 Einträge.
Auf dem fairen Marktplatz market.fair.coop findet man u.a. folgende Angebote:
- Beratung, z.B. Consulting für faire Businesses
- Web-Dienste (Hosting, virtuelle Server, VPNs, usw.)
- Bücher, Fotos, Kunsthandwerk
- Übernachtung (2 Angebote weltweit)
- Tee/Kaffee, haltbare Bio-Lebensmittel oder Bio-Kosmetik (aus England)
Wo auf der Welt wird FairCoin besonders stark genutzt?
Wir haben die Angebot des market.fair.coop angeschaut und die Feststellung gemacht, dass der FairCoin insbesondere in strukturschwachen Regionen Südeuropas vertreten ist. Die erste lokale FairCoop Gruppe wurde im Dezember 2014 gegründet und es folgten weitere Gruppen in Spanien, Griechenland und Italien, welche den Großteil ausmachen.
Uns scheint, in strukturschwachen Regionen besteht großes Potenzial für alternatives, dezentrales Wirtschaften, das unabhängig vom Großkapital ist.
Doch auch Abseits strukturschwacher Regionen scheint das Interesse an mehr Fairness im Handel wohl nur eine Frage der Zeit zu sein.
Warum sollte ich FairCoin benutzen?
Nach den Worten von Roland Alton (Kommunikation für FairCoin) sei FairCoin im Vergleich zu anderen Kryptowährungen die solidarische Alternative, die bspw. einem veganen Lebensstil oder permakulturellen Prinzipien entspreche.
Die Community hinter FairCoin bekennt sich zu den oben genannten Werten einer fairen Ökonomie und sucht die Kooperation und Zusammenarbeit mit Akteuren, die diesen Werten entsprechen. Verzichtet wird hingegen auf die Verbreitung bei großen und vor allem spekulativen Coin-Tauschbörsen und Investoren, sowie Akteure dessen primäres Interesse der Profit ist. Mit der Nutzung von FairCoin kann man diesen Weg unterstützen.
Hinzu kommt der sehr geringe Energieverbrauch im Vergleich zu anderen Kryptowährungen, was die Nutzung von FairCoin schnell und sparsam macht.
Durch den stabilen Kurs des FairCoins wird einerseits Spekulation erschwert und andererseits eine Zuverlässigkeit als Zahlungsmittel gewährleistet. Der FairCoin fördert kooperatives und regionales Wirtschaften, indem er Unabhängigkeit von ökonomischen Großstrukturen ermöglicht.
Die Wandelbewegung gewinnt dadurch an Schlagkraft.
Kann ich FairCoin in Euro umtauschen?
Theoretisch ja. Dieser Weg ist aber nicht der angestrebte. Vielmehr soll durch den FairCoin eine parallele Wirtschaftsstruktur aufgebaut werden. Ein Verkauf von FairCoin entzieht der parallelen Wirtschaftsstruktur Wert.
Indem immer mehr Menschen FairCoins mit Euros kaufen, wird kooperativen Wirtschaftkreisläufen mehr Wert zugesprochen und somit ein alternatives Wirtschaftssystem gestärkt.
Nichtdestotrotz gibt es vor allem für Händler und Unternehmer die Möglichkeit des Rücktauschs, um die Existenzgrundlage nicht zu gefährden. Darüber hinaus ist ein Tausch am freien Markt jederzeit möglich, jedoch entsprechend zum Kurs des freien Marktes.
Was ist der aktuelle Wechselkurs von FairCoin?
1 Fair = 1,20 Euro
Dieser Kurs wird auf regelmäßigen Versammlungen in einem Konsensfindungsprozess festgelegt. Deren Ziel ist es, Schwankungen so gering wie möglich zu halten und die Verwendbarkeit dadurch wertstabiler zu gestalten.
Wer sind die Macher von FairCoin?
Hinter FairCoin stehen eine weltweite Community, genannt FairCoop. Folgende Menschen sind die Initiatoren von FairCoin:
- Initiator Enric Duran, genannt „Robin Hood of the banks“
- Thomas König vom IT-Systemhaus linuxIT
- Roland Alton von fairkom
- eine Reihe weiterer Menschen, die sich global und lokal in Telegram Gruppen organisieren
Wie wird FairCoin generiert / geschöpft?
Anders als bei Bitcoin, wo sogenannte „Miner“ einen „Proof of Work“ (eine Art komplizierte Rechenaufgabe) erbringen müssen, arbeitet FairCoin mit dem sog. „Proof of Cooperation“ Prinzip. Es gibt aktuell 17 Server (CVNs), die neue Datenblöcke generieren.
Die Menschen, die solche Server betreiben, kennen und vertrauen sich gegenseitig. Wenn man selbst an der Generierung beteiligt sein möchte, muss man sich bewerben und es wird über die Aufnahme entschieden.
Die BetreiberInnen solcher CVNs bekommen ein bisschen Geld, aber genau so wenig, dass man gerade die Kosten für Strom und Internet decken kann. Reich wird man damit also nicht.
Technische Details werden auf der Internetseite von FairCoin tiefergehend beleuchtet.
Was ist eigentlich ein CVN?
CVN bedeutet „cooperatively validate node“, übersetzt: ein kooperativ validierter Knoten. Das ist einer der Server, die neue Datenblöcke für die Blockchain generieren.
Mit welchen Methoden wird der FairCoin gesteuert?
Es gibt eine Gruppe von sogenannten „Chain Administrators“ (= Ketten-Administratoren).
Sie treffen sich einmal im Monat und entscheiden über Aufnahme und Ausschluss von CVNs, sowie die optionale Anpassung technischer Parameter im Blockchain-System.
Aktuell gibt es 11 Chain-Administratoren. Die meisten Entscheidungen benötigen die Zustimmung von mindestens fünf Personen.
Was versprechen sich die MacherInnen von FairCoin?
Ziel ist die Schaffung eines innovativen „glokalen“ Wirtschaftssystems von unten nach oben zugunsten eines alternativen und postkapitalistischen Modells, das den Weg für einen kollektiven Wandel hin zu einem Leben auf der Grundlage gemeinsamer Werte ebnet.
FairCoin ist die Währung einer Community, die dieses neue Wirtschaftssystem forcieren möchte und FairCoin als eine gewichtige Grundlage dafür nutzt.
Belohnt der FairCoin solidarisches Handeln bzw. sanktioniert er nicht-nachhaltiges Handeln?
FairCoin ist eine freie Digitalwährung wie Bitcoin auch. Auf eine Regulierung wurde im Sinne der Freiheit verzichtet.
Ziel von FairCoin ist es nicht eine faire Ökonomie zu erzwingen, sondern stattdessen eine faire Ökonomie zu fördern.
Was macht FairCoin besser als Bitcoin oder jede andere digitale Währung?
Durch den „Proof of cooperation“ ist der Stromverbrauch vom FairCoin deutlich geringer, als bei Bitcoin und Co.
Der FairCoin fördert über seine Community insbesondere faire Produkte und Dienstleistungen, erschwert Spekulationen und fördert die Wandelbewegung durch ein alternatives Wirtschaftssystem (FairCoop).
Welche ähnlichen Ansätze gibt es zu FairCoin?
Uns ist keine derartige Kryptowährung bekannt, die sich auf solidarische und nachhaltige Kriterien stützt. Natürlich gibt es unzählige Kryptowährungen und vielleicht gibt es darunter eine ähnliche Währung wie FairCoin.
Gebt uns Bescheid, falls ihr eine kennt.
Mit wem kooperiert FairCoin?
Neben der globalen Community FairCoop, die hinter dem FairCoin steht, werden bereits viele Gespräche mit anderen Organisationen und Communities geführt, z.B. Open Source Ecology und COINSENCE.
Die Vision von FairCoin ist, eine gemeinsame Tauschwährung für alle Wandelakteure zur Verfügung zu stellen und eine globale Antwort auf Euro oder Dollar zu geben.
Über ein Projekt mit Namen FairChain möchte man auch lokale Digitalwährungen an die FairCoin Blockchain andocken und somit die Regionalität und Eigenständigkeit der Regionen fördern.
Was ist FairCoop?
Laut Wikipedia ist FairCoop
„eine offene, globale Kooperative, die sich durch das Internet organisiert, außerhalb der Grenzen und Kontrollen von Nationalstaaten. FairCoop möchte ein alternatives globales Wirtschaftssystem erschaffen, das auf Kooperation, Ethik, Solidarität, Nord-Süd-Umverteilung und Gerechtigkeit in wirtschaftlichen Beziehungen basiert.“
FairCoop besteht aus einem komplexen Ökosystem verschiedener Organe, die jeweils wichtige Funktionalitäten abdecken.
Hier die Auflistung aller Organe in alphabetischer Reihenfolge:
- Bank of the Commons – Bankinitiative für ethische Finanzdienstleistungen
- FairFunds – Fonds für Projektfinanzierung mit FairCoin (hauptsächlich drei Fonds)
- FairMarket – Online-Marktplatz, auf dem mit FairCoin gezahlt werden kann („grünes Amazon“)
- FairPay – System für kontaktloses Bezahlen (NFC), ehemals FairToEarth
- FairSaving – virtuelle Spardose, in der FairCoins durch FairCoop verwaltet werden
- FreedomCoop – Genossenschaft, um Selbstständigen Zugang zu kooperativen Wirtschaftskreisläufen zu ermöglichen
- getFairCoin – Portal, um FairCoin zu erwerben
- LocalNodes – regionale Gruppen, die Faircoop und FairCoin vor Ort vertreten
- Open Collaborative Platform (OCP) – Online-Kollaborationsplattform, in der Projekte verwaltet und FairCoin-Transaktionen durchgeführt werden können
- useFairCoin – Karte von Orten, die FairCoin akzeptieren
Wer sich für dieses Thema besonders interessiert, kann sich eine Präsentation zum Strukturdiagramm von FairCoop auf Prezi anschauen.
Was ist der Unterschied zwischen FairCoin, FairCoop und fairkom?
Alle drei Organe sind Teil einer großen Community, die jeweils unterschiedliche Aufgaben darin erfüllen:
- FairCoin: Digitales Zahlungsmittel auf fairer Basis (Kryptowährung)
- FairCoop: weltweite Community, die ein alternatives Wirtschaftssystem anstrebt und FairCoin als einen wichtigen Bestandteil nutzt
- fairkom: IT-Dienstleister mit Sitz in Österreich, welcher die Entwicklung von FairCoin und FairCoop maßgeblich unterstützt und treibt.
Was vermissen wir an FairCoin?
In erster Linie wünschen wir uns mehr Klarheit und Übersichtlichkeit bei der Präsentation des FairCoins im Internet.
Uns ist aufgefallen, dass in der Darstellung des FairCoin-Ökosystems mit seinen unterschiedlichen Funktionalitäten und Organen zu viele Unterseiten und Dopplungen existieren. Insbesondere Laien wird dadurch das Verständnis und die konkrete Anwendung von FairCoin erschwert.
Für die regelmäßige Nutzung des FairCoins bestehen noch zu wenige Angebote, insbesondere im deutschsprachigen Raum. Allgemein gewinnen wir den Eindruck, als wäre das FairCoin-Projekt noch in einer Testphase, die technisch zwar bereits funktioniert – komplette Wertschöpfungsketten können aber noch lange nicht abgedeckt werden.
Die Alltagstauglichkeit ist dadurch noch nicht gegeben, d.h. ich kann meine Miete, Strom, Essen und Mobilität bislang nicht ausschließlich mit FairCoin zahlen.
Die Hinzuziehung bereits vorhandener Sozialunternehmen, grüner Startups, Biohöfe, usw. in das FairCoin-Netzwerk könnte die Nutzung deutlich attraktiver für eine breite Anwendung gestalten.
Wir bleiben gespannt, wie sich FairCoin weiter entwickelt und würden uns wünschen, in naher Zukunft ein flächendeckendes alternatives Zahlungsmittel zu verwenden, das eine kollaborative Wirtschaft fördert.
Ein sehr interessanter Beitrag, zumal mir FairCoins bislang noch garnicht bekannt waren. Das werde ich mir auf jeden Fall einmal genauer anschauen. Vielleicht ist dies ja auch etwas für mich.
Ich glaub wenn Faircoin revolutionär wär, wäre es verboten und für verbotenes (und auch legales) würde ich lieber Cryptowährungen benutzen, die verschleiern, dass ich sie benutze und was ich damit mache. Also ich bin erstmal mit PoS zufrieden, immerhin schon deutlich energiesparender als PoW.