Makers4humanity-Lab 2019 – Unser Erlebnisbericht

Zu Pfingsten wurde das Ferropolis-Gelände wieder zum Treffpunkt der deutschsprachigen Changemaker-Szene. Ungefähr 70 Menschen haben sich zusammengefunden, um sich untereinander über eine lebenswerte Zukunft auszutauschen und ein geselliges Miteinander zu feiern.


Veranstaltungsrahmen

Das diesjährige Makers4humanity-Lab 2019 fand vom 07. bis 10. Juni wieder in Ferropolis statt. Dieses Jahr waren etwa nur halb so viele Besucher wie im letzten Jahr anwesend, was aber zu einer sehr familiären Atmosphäre beigetragen hat. Bei wunderbarem Wetter wurden Zelte aufgeschlagen oder die Wohncontainer als Übernachtungsmöglichkeit genutzt. Die freiwilligen KöchInnen versorgten die BesucherInnen rund um die Uhr mit einem fabelhaften, gesunden Catering. Organisiert wurde die Veranstaltung von mehreren Parteien: dem frekonale e.V., Ideen hoch 3, Ökoligenta, Open Source Ecology, Positive Nett-Works, Transition Initiativen und einigen weiteren. Diesmal gab es keinen verpflichtenden Teilnahmebeitrag, sondern eine Zahlung nach Selbsteinschätzung.

Wozu gibt es das Makers4humanity-Lab?

Das Thema war identisch zu beiden vorangegangenen makers-Labs – vom Lab 2018 hatten wir berichtet. Die Akteure des gesellschaftlichen Wandels vergleichen ihre Positionen, Ideen und Praktiken, um ein l(i)ebenswertes Zukunftsbild zu entwickeln. Es geht darum, dass sich die vielseitigen ChangemakerInnen kennenlernen, sich wiedersehen, neue Kooperationen eingehen und ihre Erfolge feiern. Das ursprüngliche Konzept des Makerslabs wurde von Joy Lohmann erdacht. Im Rahmen seines Projektes Open Island sollten an drei Tagen gemeinsam mit weiteren Interessierten schwimmende Inseln gebaut und demonstrativ ins Wasser gelassen werden, also etwas praktisches „tun“. Der Charakter der Veranstaltung hat sich seitdem ein Stück weit gewandelt – hin zu einem jährlichen „Treffen der Wandelbewegung“.

TeilnehmerInnen des makers-Labs – CCBY Helmut Wolman

Wer war alles dabei?

Es waren ca. 60-70 Menschen vor Ort. Einige Teilnehmende waren tageweise anwesend, der Großteil jedoch über den gesamten Zeitraum. Die Motivation teilzunehmen, war recht unterschiedlich. Einige betrachten das makers-Lab als wichtiges jährliches Treffen der deutschsprachigen Wandelbewegung. Andere waren einfach nur thematisch interessiert oder fanden den Ort einfach schön. Die meisten Teilnehmenden kamen aus Deutschland. Einige haben eine weite Anreise aus der Schweiz, Österreich und auch Spanien auf sich genommen, um dabei sein zu können.

Ablauf der Veranstaltung

Nach dem morgendlichen Warm-Up wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, welche am Tage parallel gearbeitet haben. Leider gab es aufgrund der Waldbrandgefahr dieses Mal kein Lagerfeuer, dafür aber am Samstagabend ein Konzert einer Band. Beim Check-In erhielt jedeR BesucherIn eine Spielkarte und wurde dazu eingeladen, sich zu Menschen mit derselben Karte zu gesellen, um auch außerhalb der Workshops eine Bezugsgruppe zu haben. Als Abschluss sind am letzten Abend alle zu einer gemeinsamen Runde zusammen gekommen, um zu besprechen, wie das Makers4humanity-Lab im nächsten Jahr weitergehen soll. Die Idee setzte sich durch, das Festival bevorzugt an einem Wochenende vorzubereiten und kurz vor dem Veranstaltungsbeginn ein umfangreiches Meeting einzulegen, anstatt es über einen sehr langen Zeitraum verteilt zu planen.

Inhalte der Themengruppen

Es gab sechs parallel arbeitende Themengruppen, die im Vorfeld bekannt gegeben wurden: Bildung, Digitales, Kultur des Wandels, Ökologie, Ökonomie, Soziales. Alle Gruppen waren selbstorganisiert und haben vor Ort entschieden, welche konkreten Themen bearbeitet werden – und auch in welchem Format.

Wir konnten nicht bei allen Gruppen dabei sein und waren deswegen überwiegend bei der Gruppe Digitales, haben aber auch mal zu Soziales und Kultur reingeschnuppert. Bei der Darstellung der Inhalte verlassen wir uns also teilweise auf die Schlusspräsentationen, die es am letzten Tag gab.

Gruppe Bildung

Die Gruppe „Bildung“ hat sich unter dem Slogan „Wissen – Fortbildung – Machen“ zusammengefunden. Dort wurden eigene Themen bearbeitet, aber auch andere Gruppen wurden besucht. Einige Schlagworte, zu denen sich ausgetauscht wurde, sind: Freie Software / Freies Wissen, Prozessmoderation, Tools zur Persönlichkeitsentwicklung, u.v.m. Auch haben sich die Teilnehmenden zu einem nächsten Treffen via Videokonferenz verabredet und möchten die Ergebnisse in einem WECHANGE-Projekt weiter dokumentieren.

Fröhliche Atmosphäre – CCBY Helmut Wolman

Gruppe Digitales

Die Gruppe „Digitales“ gab es auch schon im letzten Jahr, nur hieß sie damals „Plattform-Coops“. Der damalige Fokus lag auf der Kooperation zwischen VertreterInnen von IT-Plattformen (WECHANGE, Karte von morgen, Human Connection usw.). In diesem Jahr wurde dieser Plattform-Prozess nicht weiter getrieben – es gibt mittlerweile auch eine Gruppe, die sich regelmäßig damit befasst und selbst „Kreis Digitales im Wandelbündnis“ heißt.

In der Gruppe wurde u.a. die Internetseite „Glossar des Wandels“ präsentiert. Diese integriert die „Karte von morgen“ und löst dabei elegant das Hashtag-Problem der Karte. Zwar sind bspw. alle Gemeinwohlökonomie-Gruppen auf der Karte von morgen verzeichnet, aber unter dem Hashtag #gwö – was nicht selbsterklärend ist. Das Glossar des Wandels erklärt die in der Wandel-Szene gängigen Begriffen – z.B. Gemeinwohlökonomie – und bindet die Karte von morgen so ein, dass alle Einträge zu den passenden Hashtags angezeigt werden.

Auch wurde eine Idee für eine Online-Kollaborationsplattform „Visiotor“ vorgestellt. Bei dem Projekt mit deutsch-iranischem Team soll es darum gehen, Visionen für eine zukunftsfähige Welt auf einer Internetseite zu sammeln, sich darüber auszutauschen und Einigungen zu erzielen. Dort sollen sich Menschen finden können, die an ähnlichen Visionen interessiert sind, und gezielt Kooperationen gefördert werden. Die Teilnehmenden sahen große Überschneidungen zu anderen Plattformen und laufenden Entwicklungen und konnten direkt Kontakte herstellen.

Auch wurde kurz über das Thema Schnittstellen gesprochen sowie eine kurze Einführung in „ActivityPub“ gegeben. Roland Alton von fairkom teilte seine Erfahrungen mit dem Open-Source-Tool ERPnext, das eine Vielzahl von Anwendungsfällen in der Unternehmens- und Vereinsorganisation abdeckt.

Die Gruppe FSFW von der TU Dresden präsentierte ihren Uni-Stick – ein Linux-Livesystem, das sich an jedem beliebigen Computer per USB-Stick starten lässt und eine komplette Anwendungsumgebung (E-Mail, Browser, Bildbearbeitung usw.) beinhaltet.

Imposante Kulisse Braunkohlebagger – CCBY Helmut Wolman

Gruppe Kultur des Wandels

In dieser Themengruppe wurden verschiedene Themen der Kultur und der Außenkommunikation besprochen. Z.B. wurden Vorschläge für Hashtags in der Außenkommunikation erarbeitet, eine Guerilla-Marketing-Kampagne vorbereitet und am Labelfindungsprozess für die Wandelbewegung weiter gearbeitet. Auch gab es Ideen für einen Wandel-Podcast, dessen erste Folge direkt vor Ort vorbereitet wurde. Es wurden Gedanken zu einer Wandel-Dienststelle gesammelt – ein Büro, das sich um die Bereitstellung von Plakaten, Stickern, Stempeln usw. kümmert.

Einige lustige Gimmicks wurden auch entwickelt unter dem Titel „Hosentaschen-Kultur“. Kleine Objekte, die man immer dabei haben kann und die mit einem gesellschaftlichen Wandel zu tun haben – z.B. das „Streichelholz“. Das ist ein Streichholz mit einer Feder, mit dem man sein Gegenüber streicheln kann.
Im Rahmen dieser Gruppe wurde auch das Projekt „Pattern Commons“ besprochen – eine Art Wiki, in dem Lösungsmuster für die öko-soziale Wandelbewegung dokumentiert werden können. Ähnlich wie in der Architektur können wiederkehrende Lösungsmuster auch für den Wandel eingesetzt werden – etwa eine Anleitung, wie sich eine Initiative aufbauen lässt.

Gruppe Soziales

In dieser Gruppe gab es thematische Einführungen zu Methoden der Gemeinschaftsbildung. Dabei ging es um Community Building nach Scott Peck, Themenzentrierte Interaktion (TZI), Soziokratie, Dragon Dreaming oder die Methode „Forum„. In weiteren Runden ging es um das Thema „Lebensgemeinschaften“. Es gab Menschen, die selbst in einer Lebensgemeinschaft wohnen, Projektgründungen und Gemeinschaftsinteressierte. Einen weiteren Block nahm das Thema „gewaltfreie Kommunikation“ ein.

Die Gruppe Ökologie kam leider gar nicht zustande und die Gruppe Ökonomie tagte nur kurz.

Parallel zu diesen Aktivitäten wurde in der großen Halle wieder der Markt der Möglichkeiten platziert, wo zahlreiche Projekte auf großen Stellwänden präsentiert werden konnten, auch Projektvisualisierungen der Initiative Projektwelt Zukunft. Nebenan wurde ein ca. 3 Meter langes Stadtmodell gebastelt, das die Wandelbewegung in Form einer Plattform-Postwachstumsstadt in Szene setzte. Deren Vision ist es, solche Themen wie serieller Holzbau, Permakultur und dezentrale Selbstversorgung zum Mainstream werden zu lassen.

Peter Hartmann präsentiert das Stadtmodell – CCBY Helmut Wolman

Nächste Schritte

Das nächste makers4humanity-Lab soll wieder gemeinschaftlich organisiert werden. Für das nächste Jahr einigte man sich darauf, die Planung und Vorbereitung möglichst gemeinsam an einem Wochenende durchzuführen, um Rücksicht auf die ohnehin knappe Zeit der ehrenamtlich arbeitenden OrganisatorInnen zu nehmen.
Auf dem makers-Lab wurden jedoch auch Termine gesammelt, zu denen die deutschsprachige Wandelbewegung im kommenden Jahr zusammentrifft. In einer WECHANGE-Gruppe „m4h – Makers for Humanity“ ist darüber hinaus Kommunikation untereinander möglich.

Unser Fazit

Wir wurden in diesem Jahr vom Wetter verwöhnt – einem hervorragenden Badewetter. Auch war die Versorgung einwandfrei – es gab reichlich und super leckeres Veggie-Essen. Wir haben viele bekannte Gesichter wieder gesehen.

Leider hatten wir den Eindruck, dass die gewonnenen Arbeitsergebnisse aus den Vorjahren nicht wieder aufgegriffen wurden. VertreterInnen von fairmove-IT und WECHANGE wurden direkt vor Ort vermisst. Die Gruppe Digitales hat sich aufgeteilt und am zweiten Tag zerstreut – deshalb musste man wachsam sein, seine Gruppe nicht aus den Augen zu verlieren.

Uns ist aufgefallen: Maker ist nicht gleich Maker! Welche Zielgruppe soll die Veranstaltung ansprechen? Sollen es die „MacherInnen“ sein, die schwimmende Plattformen bauen, die mit ihren Händen etwas gestalten wollen? Oder geht es allgemein um alle Menschen, die an einem positiven Wandel interessiert sind? Dadurch kommen ganz unterschiedliche Ansprüche und Erwartungen an das Festival zusammen. Am letzten Abend kamen die Teilnehmenden in familiärer Atmosphäre zu dem Schluss – wir veranstalten das Festival doch eigentlich für uns, also nicht für eine Zielgruppe, die wir nicht genau beschreiben können. Deshalb haben sich die OrganisatorInnen für das nächste Jahr überlegt, dass die TeilnehmerInnen nächsten Jahr einfach 2 bis 3 Leute aus dem persönlichen Umfeld mitbringen, damit der familiäre Charakter Spaß und Freude bringt.

Die vielen Pausen zwischen den Arbeitsstunden bildeten allerdings ein angenehmes Freizeitvergnügen und man freute sich, Menschen wieder zu treffen. Sehr ähnlich geartete Menschen kommen hier zusammen und dadurch hat man das Gefühl einer Gemeinschaft. Im Vergleich zum Vorjahr waren auch dieses Mal die Punkte Organisation der Mitfahrgelegenheiten und Digitale Mitgestaltung nicht aufgegriffen, wobei die rein ehrenamtliche Organisation wahrscheinlich den Fokus auf andere Bereiche gelegt hatte.

CCBY Helmut Wolman

Peters Fazit: Um besser im Mainstream anzukommen, schlage ich vor, prominentere Persönlichkeiten einzuladen, die ein größeres Publikum ansprechen und Ideen nach außen tragen können. Ich hoffe auf eine transparentere Organisation im nächsten Jahr, damit die Teilnahme an der Vorbereitung einfacher und zugänglicher wird. Des weiteren wäre ein größerer Praxisbezug wünschenswert – funktionierende Projekte sollten sich vorstellen und ihre Ergebnisse präsentieren können (wie Energiespeicher, 3D-Drucker usw.). Es braucht eine größere Ausrichtung aufs Machen und Präsentieren, voll gepackte Pinnwände mit praxisnahen Inhalten und eine größere Einbindung der Kunst- und Kulturszene. Denn es stellt sich die Frage, inwieweit es als Graswurzelbewegung Sinn ergibt, ein jährliches Treffen zu organisieren, wenn die Ergebnisse der Zusammenkunft wenig antreibend sind. Mir hat der Charakter vom Ferienlager oder Klassentreffen ganz gut gefallen und auf der persönlichen Ebene hatte ich ganz gute Begegnungen. Ich würde mir noch etwas mehr Ernsthaftigkeit wünschen und könnte auch auf das ein oder andere Warm-Up oder Singen in der Gruppe verzichten. Der Inhaltliche Fokus ist mir deutlich wichtiger.

Markus Fazit: Ich finde den Ansatz spannend, dass die Makers im nächsten Jahr erst einmal eine Veranstaltung „für sich“ anstreben. Das kann auf der einen Seite richtig schön werden – wenn man sich nicht an einer abstrakten Zielgruppe orientiert, und was die so gerne erleben würde, sondern auf die eigenen Interessen schaut. Ich könnte mir z.B. mehr Musik vorstellen oder mehr Bauen und Basteln. Auf der anderen Seite könnte es dazu führen, dass der Austausch zu anderen Subkulturen einschläft und man nur unter seinesgleichen ist. Das ist zum Auftanken vielleicht auch ganz schön, aber dadurch werden keine Kooperationen gefördert. Die eigene Blase zu durchbrechen und mit ganz anderen Menschen in Kontakt zu kommen – das ist ein Element, was ich mir für’s Makers-Lab wünschen würde – und was im Vorjahr auch schon ein bisschen erreicht wurde.

Phines Fazit: Ich war nicht bei der Veranstaltung dabei und teile gerne meine Sichtweise von außen. Als erstes fällt mir auf – Name und Inhalt passen nicht zusammen. Mit „Makers“ würde ich verbinden, dass dort Menschen zusammen kommen, die ganz aktiv an einem Projekt arbeiten und nach vier Tagen ein Produkt fertigstellen. Ich würde mich nicht als „Maker“ definieren und fühle mich durch den Titel nicht angesprochen. Von außen kann ich schlecht beurteilen, mit welchem Gefühl die Teilnehmenden aus ihren Workshop gekommen sind. Um das herauszubekommen, würde ich einen Feedbackbogen für sinnvoll halten.

Danke!

Alles in allem freuen wir uns, dabei gewesen zu sein, und schätzen das Engagement des Orga-Teams und der vielen HelferInnen vor Ort, die mit viel Einsatz die Veranstaltung erst möglich gemacht haben. Wir sind gespannt, in welche Richtung sich das Makers-Lab weiter entwickelt – und ob es bei seinem Namen bleibt 😉

 

Titelbild: Helmut Wolman

8 Antworten auf „Makers4humanity-Lab 2019 – Unser Erlebnisbericht“

  1. Spannend fand ich diesen Artikel nicht, aber interessant. – Ich bedaure, dass es sich im letzten Moment ergeben hatte, dass ich nicht am Treffen teilnehmen konnte. – Ich hoffe auf’s nächste Jahr.

  2. Ich bin dieses Jahr nicht wieder gekommen. Ich finde, es ist genug geredet über Jahre, Jahrzehnte. Auch heute noch könnte ich jeden Abend auf drei Veranstaltungen sitzen, auf denen über interessante Projekte geredet wird.
    Es gibt aber schon sehr viele interessante Projekte. Nur fehlen fast überall die aktiven Menschen, die sich einbringen und nicht nur diskutieren oder konsumieren.
    Zur Zeit arbeite ich an mehreren spannenden Wandel-Projekten, die richtig Arbeit machen aber wenig Geld bringen, aber es fehlt an Menschen, die aktiv mitgestalten. Ich arbeite aber lieber dafür, wenig Geld zu benötigen!
    Veränderung/ Wandel fängt schließlich bei jedem selbst an!
    „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
    – Mahatma Gandhi
    „Wenn ich allein träume, ist es nur ein Traum. Wenn wir gemeinsam träumen, ist es der Anfang der Wirklichkeit.“
    – Hélder Càmara

  3. Ich bin hier eher fern, habe das aber gerade mal gelesen, weil ich mir gesellschaftliche Wandlungsprozesse anschaue. Da gehört diese Unternehmung sicher auch dazu. Aber es fällt schon auf, dass wie hier beschrieben so wenig Neigung da ist, eben in das verändernde Machen zu gehen, auch das größere verändernde Machen, mehr noch aber zuvor an solchem wirklich vrändernden Machen klar ausgerichtete Gedanken in eine gute Ordnung zu bringen und dann vor allem es in die Gesellschaft zu bringen und sich genau dazu auch Gedanken zu machen. Das also immer alles zusammen zu denken. Und dann: es ist doch selbstverständlich, dass Gemeinschaftsleben ganz wichtig ist. Damit fängt doch alles an. Wenn das nicht stimmt oder wenn da Menschen nicht genug bekommen, dann endet bald alles. Und das aber eben kann doch nicht alles sein. Und dann ist eher mal zu fragen, woran das denn liegt, dass es oft doch dabei bleibt. Dass da die vielen kleinen Blasen sind, die später wieder zerplatzen. Ob da nicht doch organisatorische und auch soziale Fähigkeiten fehlen. Und vor allem auch gesellschaftliches Bewusstsein fehlt. Das ist dann doch vielen zu anstrengend, sich mit den größeren Zusammenhängen zu befassen. Auch dann zu sehen, wie bald einer oder eine Gruppe auf Widerstände stoßen kann, wenn denn wirklich in größere gesellschaftliche Prozesse rein gegangen wird, um wirklich etwas zu verändern. Ich hoffe, ihr seid der Bewegung Fridays for Future nahe. Oder Extinction Rebellion. Oder Green New Deal in den USA. Und es ist auch hilfreich, mal zu fragen, inwieweit wir so ganz Kinder dieser Gesellschaft sind, einer sehr bürgerlichen Gesellschaft. Wo da im Kleinen nur das vollzogen wird, was diese Gesellschaft vorschreibt und zulässt. Und wir meinen, wir sind da wer weiß was für tolle change-maker, aber im Grunde sind wir die maker nur weiter dieser Gesellschaft, die wir lieber nicht weiter in Frage stellen. Und auch insofern solche maker, als wir da schön mit beeindruckenden Ausdrücken herum hantieren, aber im Grunde eben gar nichts größer verändern. Change-maker ! Hört sich toll an. Früher wurde gesagt: Namen sind Schall und Rauch. Und dann: schön baden, essen, feiern und Spaß haben? Klar, das ist wichtig. Aber change ? Die ganze Gesellschaft hier badet, feiert, isst schön und hat Spaß. Und sie bauscht sich auf mit großen Begriffen, eben mehr Namen wie Schall und Rauch: Innovation, Digitalisierung, Labore, Plattformen, Projekte, Projektplanung, Start-up, Team-Arbeit, Wandelkonferenzen, Brainstorming, Networking, und und und. Es klingt schon auch sehr technokratisch. Letztlich muss der wirkliche Wandel aber klein in jedem Menschen ganz menschlich anfangen. Ganz unspektakulär. Ohne große Namen. Und dann muss er aber auch groß werden. Es muss die gesellschaftlichen Einrichtungen und Strebungen betreffen. Die große Politik. Die Wirtschaft. Den Staat. Das Militär. Das alles muss umgebaut werden. Gesetzbücher müsen neu geschrieben werden. Tiefsitzende alte Verhaltensweisen bearbeitet werden. Und da geht es dann um alle gesellschaftlichen Gruppen. Die Hardrocker und Bikergemeinde, die Schützenvereine, die Fuballfans, die SUV-Fahrer, die CDU, die Leute, die die BILD-Zeitung lesen, und die, die sie produzieren, die Menschen, die jetzt die AfD wählen oder die RTL-Fernsehfime anschauen, und und und. Auch Grüne, die weiter zu viel fliegen. Und die Millionäre bedienen. Ebenso wie bei der SPD. Es geht darum, eine ganze Gesellschaft zu verändern. Das steht heute an. Angesichts der Klimakrise und anderer größerer Verwerfungen mehr denn je. Und da hilft es wirklich nicht weiter, wenn alle in ihren kleinen Subkulturen bleiben. In ihren kleinen Privatheiten und Privatleben. Das ist wie ein Spiegel der kapitalistischen Wirtschaft, eben der bürgerlichen Gesellschaft. Jeder macht seines. Jeder köchelt für sich im Kleinen. Und sehr kurzsichtig auch. Nichts langfristig und verbindlich. Und ohne größeren Überblick. Ohne Bezug zu anderen gesellschaftlichen Gruppen und Gruppierungen. Ohne Kommunikation nach außen. Ohne gesellschaftlich zu denken. Ohne in umfassenderem Sinne in Kultur und kultureller Veränderung zu denken. Gerade nach gegenwärtiger Lust und Laune und morgen ist schon alles wieder vergessen. Und gerade bei Studenten oft Spielwiese und dann im Beruf ist plötzlich alles schon wieder vorbei. …. Gut, ich glaube, dass hier viel gutes Engagement ist. Ich will da nur zu weiterem guten Engagement ermuntern. Denn der Wandel ist so wichtig. Aber er muss eben auch umfassender in größeren Bezügen jetzt gedacht werden und auch kommen.

    1. Lieber Helmut,
      ich würde mal schätzen, dass zumindest im Orgateam ALLE Deine hier formulierten Gedanken unterschreiben und sich jeder in irgendeiner Form dafür auch einsetzt. Also sozusagen 100 % d’accord.
      In der Praxis sieht das dann aber eben bei jedem ein bisschen anders aus und vieles – wie die Organisatoin und Durchführung des Labs – scheitert schlicht am Ressourcenmangel, finanziell und zeitlich.
      Vielleicht gehörst Du ja zu der Gruppe von Menschen, die viel Zeit übrig haben. Dann wäre es schön, wenn Du Dich in die Organisation des nächsten Labs mit einbringen würdest. Wir planen ein Treffen am 12./13. Oktober in Berlin. Da könntest Du gleich dazukommen. Am besten schreibst Du direkt an mich: langer@oekoligenta.de.

      1. Hallo Bobby,

        danke für Deine Antwort. Gut zu hören, dass ihr meine Auffassungen teilt. Ich kenne und verfolge solche Praxis, die „ein bisschen anders aus sieht“ , seit langer Zeit. Wie gesagt: ich beobachte gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Wie sie laufen und nicht laufen. Wie sie eben auch an Ressourcenmangel scheitern. Aber auch an persönlichen Geschichten. Und im Rahmen dieser Betrachtungen sehe ich eben auch immer wieder, dass viele Menschen doch zu wenig Überblick haben. Und dass sie eben nicht wirklich politisch werden, nicht mit größeren Widerständen umgehen können. Ich habe auch so meine Schwierigkeiten dabei. …… Da auch bei mir starker Ressourcenmangel an Zeit und Geld da ist, kann ich leider nicht kommen. Danke aber für die Einladung. Ansonsten zu Ressourcen: mit einem ausreichend hohen bedingungslosen Grundeinkommen könnte ich ruhiger schlafen und noch ruhiger meine Arbeit zur Veränderung dieser Gesellschaft angehen. Auch eine sehr wichtige politische Sache, was viele nicht begreifen.

        Falls sich jemand für Fahrrad-Politik/ Verkehrswende in Bezug auf Lösung der Klimakrise interessiert, auch Lastenfahrräder im Stadtverkehr, und für neue öko-soziale bis öko-sozialistische Politik, gerade auch in den USA, dem könnte ich umfangreiche link-Listen dazu schicken. Allerdings viel nur in Englisch. Ich recherchiere viel im Internet dazu. Da fehlt auch viel größere Zusammenfassung. Meine e-mail-Adresse: sunflower-way@gmx.net . Kurze Anfrage reicht. Mehr kann ich hier nicht beitragen.

        Euch allen weiter viel Erfolg !

        Liebe Grüße,

        Helmut

  4. hello – ach, das ist ja interessant, mal aus ein paar anderen perspektiven einen erlebnisbericht vom makers-lab zu lesen. und dass der verfasser eine themen-zusammenfassung versucht hat. ich war grad nur etwas erstaunt über so manche aussage… weil der bericht erstmal so erscheint, als wäre er eine allgemeingültige veröffentlichung… der mitmacher und des orga-teams… oder einer journalistischen recherche oder umfrage. aber das ist er ja wohl nicht…? oder doch? frag mich grad, was war denn hier der innere oder gemeinschaftliche auftrag? ich finde es vollkommen ok, wenn jemand denkt, dass er/sie/es auf das eine oder andere verzichten könnte… oder von etwas anderem mehr will… was ich nicht verstehe ist, wieso der verfasser so allgemein und tendenziell wertend schreibt… für mich ist das eher nicht der neue nachhaltige lebensstil… aber danke für die zusammenfassung der themen. und ja – ich kann mich bobby gern anschließen – wir treffen uns ja, um unsere gehirn- und herzensklugheit nach dem lab auszutauschen. kommt doch dazu… wäre ja eine sehr gute gelegenheit. schöne grüße von lily.

    1. Danke für dein Feedback!

      Den Bericht haben Peter Hartmann und ich ohne einen Auftrag aus dem Orgakreis erstellt.

      Unsere Motivation besteht darin, über Veranstaltungen zu berichten, damit diejenigen die nicht teilnehmen konnten oder noch nie davon gehört haben, einen Einblick bekommen können.

      Bei unseren Erlebnisberichten bemühen wir uns, eher sachlich als wertend zu schreiben und unsere persönlichen Meinungen deutlich zu kennzeichnen – was uns nicht immer super gelingt.

      Wir freuen uns aber mega darüber, dass es Feedback zu den Artikeln gibt und wir weiterhin an unseren journalistischen Skills arbeiten können 🙂

  5. Ich war nicht bei der Veranstaltung dabei und teile meine Sichtweise von außen. Die von @HelmutStange dargestellte Bestandsaufnahme kann ich auch so unterschreiben. Meine persönliche Meinung ist – beim persönlichen Engagement mit einem Anspruch, in der Gesellschaft Veränderungen zu erreichen, die Gesellschaft selbst zu verändern, führt kein Weg vorbei, sich politisch zu engagieren.

    Die ehrliche Feststellung „Am letzten Abend kamen die Teilnehmenden in familiärer Atmosphäre zu dem Schluss – wir veranstalten das Festival doch eigentlich für uns, also nicht für eine Zielgruppe, die wir nicht genau beschreiben können.“ ist für mich ein Zeichen dafür, dass die Teilnehmer – ob bewusst oder unbewusst, mit Makers4humanity eine Veranstaltung anstreben, um sich zu entspannen und Energie zu tanken. Es ist keine politische Veranstaltung.

    Ich nehme an, wenn man wie im GreenNetProect, das Ziel verfolgt „Verbindung/Vernetzung zu schaffen, ohne uns in die jeweiligen Inhalte einzumischen.“, dann kommen solche wie Makers4humanity zustande. Meine persönliche Meinung ist – auch wenn das die Teilnehmenden evtl. ein gemeinsames Ziel „Zusammenleben auf unserem Planeten zu verbessern“ haben, die Vorstellungen, wie man zu diesem Ziel kommt, unterscheiden sich.

    Thesen:
    1) Diskutieren, die Meinungen austauschen, Kompromisse zu schließen, um die Visionen zu verwirklichen – das ist Politik. Eine anstrengende, zeitraubende und immer wieder eine undankbare Beschäftigung, um eine bessere Zukunft zu gestalten.

    2) Sich darauf zu beschränken, über Zukunftsvisionen zu diskutieren ohne Bestrebungen, mit dem praktischen Handeln dafür zu sorgen, dass die Visionen Realität werden, ist eine Freizeitbeschäftigung.

    3) Es kann vorteilhaft sein, sich bewusst für eine Freizeitbeschäftigung oder für die Politik zu entscheiden. Bspw. um weniger Enttäuschungen zu erleben und sich die oder andere Frustration zu ersparen.

    Also ich plädiere dafür, sich in der Realpolitik zu engagieren.

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