Aktivismus Digital – Erlebnisbericht vom Tag der Stiftungen

Unter dem Titel „Aktivismus Digital!“ lud am 01.10.2018 die Stiftung Erneuerbare Freiheit zahlreiche Projekte zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Kontakt mit potenziellen Stiftungen ein. Wir fanden die Veranstaltung spannend und möchten Euch einen Einblick geben.

Veranstaltungsrahmen

Die Veranstaltung „Aktivismus Digital!“ fand am 01.10.2018 im Onionspace Berlin statt und wurde von der Stiftung Erneuerbare Freiheit organisiert. Das Event war Teil des „Tags der Stiftungen„, bei dem bundesweit zahlreiche Veranstaltungen von und für Stiftungen durchgeführt wurden.

Der Onionspace Berlin ist ein Co-Working-Space, der u.a. von der Stiftung Erneuerbare Freiheit getragen wird und in dem verschiedene digitale Akteure arbeiten.

Die Teilnahme war kostenlos und offen für alle Interessierten.

Die Stiftung Erneuerbare Freiheit macht es sich zur Aufgabe, individuelle und kollektive Freiheitsrechte zu schützen, insbesondere im Bereich der digitalen Gesellschaft – (c) https://erneuerbare-freiheit.de/

Sinn der Veranstaltung

Ziel der Veranstaltung war es, die zahlreichen digitalen Projekte untereinander bekannt zu machen und auch in Kontakt mit Stiftungen zu bringen. Sie war so konzipiert, dass mit „Come and go“ gerechnet wurde – also einem in Berlin recht verbreiteten Phänomen, gerade wenn es mehrere Veranstaltungen an einem Tag gibt.

Ablauf

Beginn der Veranstaltung war 13 Uhr, Programm-Ende gegen 20 Uhr.

Nach einem Begrüßungsvortrag durch den Stiftungsvorstand Martin Modlinger gab es sechs Blöcke, in denen sich die eingeladenen Projekte jeweils max. 10 Minuten lang vorstellten. Nach jedem Block gab es eine Pause von einer halben Stunde, in der die Teilnehmenden in Austausch miteinander kommen konnten.

Vor dem letzten Block gab es ein Abendessenbuffet. Nach dem letzten Präsentationsblock und einem Abschluss wurde noch dazu eingeladen, sich bei Getränken und Snacks weiter auszutauschen.

Wer war dabei?

An der Veranstaltung haben ca. 50 Menschen teilgenommen. Es gab recht wenig Fluktuation – viele der Teilnehmenden blieben über die gesamte Länge der Veranstaltung.

Ca. 22 Projekte stellten sich vor und luden zum Gespräch miteinander ein. Auch green net project erhielt einen Slot, sich zu präsentieren – Markus und Andreas waren dort.

Es ging viel um Open-Source-Software – Bild: CC0

Inhalte

Es gab vor Ort einige Programmänderungen, die wir leider nicht genau aufgezeichnet haben. Der Einfachheit halber werden wir alle Projekte in alphabetischer Reihenfolge vorstellen und in knappen Worten beschreiben, was sie tun.

  • Chaos Computer Club – seit 1981 existierende deutsche NGO, etablierter Kompetenzträger in Sachen Computersicherheit – https://www.ccc.de/
  • Cryptoparty – dezentrales Veranstaltungsformat, um Menschen den Zugang zu verschlüsselter Kommunikation zu erleichtern, insb. E-Mail-Verschlüsselung – https://www.cryptoparty.in/
  • Digitale Gesellschaft – netzpolitische Organisation zu Erhalt und Mitgestaltung einer offenen und freien digitalen Gesellschaft – https://digitalegesellschaft.de/
  • European Digital Rights (EDRi) – Verband von europäischen zivilgesellschaftlichen Organisationen zum Erhalt digitaler Rechte und Freiheiten auf europäischer Ebene – https://edri.org/
  • Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) – 1984 aus der Friedensbewegung hervorgegangener Verein von InformatikerInnen, der sich mit den gesellschaftlichen Auswirkungen von Informationstechnologien auseinandersetzt – https://www.fiff.de/
  • FragDenStaat – Initiative der Open Knowledge Foundation Deutschland, um Anfragen an staatliche Behörden, die dem Informationsfreiheitsgesetz unterliegen, mittels Web-Anwendung zu vereinfachen – https://fragdenstaat.de/
  • Free Software Foundation Europe – Europäische Schwester der Free Software Foundation, deren Ziel die Förderung freier Software ist, z.B. mit der Kampagne „Public Money? Public Code!„, damit öffentliche Mittel für Software ausschließlich in quelloffene und freie Lösungen investiert werden – http://fsfe.org/
  • Freifunk – Initiative für den Aufbau und Betrieb freier und sicherer Internetzugänge mittels Funknetz – https://freifunk.net/
  • green net project – Vernetzungsinitiative, die zwischen sozial-ökologischen und digitalen Akteuren Synergien herstellt – https://greennetproject.org/
  • Institut für Rechtsfragen der Freien und Open Source Software (ifrOSS) – informiert zu rechtlichen Belangen freier und offener Software, klärt insbesondere über mögliche Lizenzmodelle auf – http://ifross.org/
  • Nextcloud – freie Software zum Betrieb einer eigenen Cloud mit Dokumentenmanagement, Kalender und Kontaktverwaltung. Erleichtert neuerdings die Auswahl lokaler Anbieter, die Nextcloud-Installationen gegen Gebühr zur Nutzung anbieten – https://nextcloud.com/
  • Open Knowledge Foundation – Förderung und Verbreitung von freien Daten und Wissen sowie deren Anwendungen – mit dem Ziel, die Zivilgesellschaft zu stärken. Träger einer Vielzahl von Projekten – https://www.okfn.de/
  • Prototype Fund – Förderprogramm der Open Knowledge Foundation, das selbstständigen ProgrammiererInnen ermöglicht, an neuartigen offenen Lösungen mit freien Daten zu arbeiten – https://prototypefund.de/
  • Syrian Archive – kuratiertes Onlinearchiv von visuellem Material zu Menschenrechtsverletzungen im Syrienkonflikt – https://syrianarchive.org
  • Tactical Technology Collective – Bereitstellung von Informationen und Hilfsmitteln bzgl. Datensicherheit und Digitalkompetenz, insbesondere für AktivistInnen – https://tacticaltech.org/
  • Tails – Live-Betriebssystem, das Sicherheit und Anonymität für seine NutzerInnen gewährt, wird mittels USB-Stick gestartet und enthält gängige verschlüsselte Kommunikations-Tools wie bspw. Tor – https://tails.boum.org/
  • Tor – Tool zur Anonymisierung von Onlinekommunikation – https://www.torproject.org/
  • UwaziML – Plattform zur Verwaltung, Analyse und Auswertung freier Dokumente (Zeugenaussagen, Investigationen, Berichte), insbesondere für MenschenrechtsaktivistInnen, beinhaltet Machine-Learning-Funktionen – https://www.uwazi.io/
  • Verstehbahnhof – Makerspace im Bahnhof Fürstenberg/Havel für junge Menschen – https://verstehbahnhof.de/
  • WECHANGE – freie Online-Kollaborationsplattform für Akteure der sozial-ökologischen Transformation – https://wechange.de/

Unser Fazit

Ähnlich erschlagen wie unsere LeserInnen jetzt sein mögen, haben wir uns vor Ort gefühlt. Auf der einen Seite hat es uns sehr gefreut zu sehen, wie viele spannende Projekte es im digitalen Aktivismusbereich gibt. Auf der anderen Seite war die schiere Menge so groß, dass uns recht schnell der Kopf gequalmt hat. Etwas anstrengend waren die etwa halbstündigen Pausen zwischen den Präsentationsblöcken. Als Teilnehmende hätten wir hier zwischendurch völlige Ruhe und Erholung gebrauchen können. „Leider“ waren die Menschen vor Ort aber so spannend, dass wir direkt ins Gespräch kamen und daher unser Bedürfnis nach Ruhe etwas hintenan stellten.

Nichtsdestotrotz war es eine überaus lohnenswerte Veranstaltung und wir möchten es jedem interessierten Menschen ans Herz legen, bei nächster Gelegenheit zu so einer Kennenlernveranstaltung zu gehen. Der von der Stiftung Erneuerbare Freiheit gehaltene Rahmen war sehr angenehm offen, es gab freie Getränke und Essen für alle und es waren absolut spannende Projekte vor Ort.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei den VeranstalterInnen und für die Einladung zum Vortrag. Wir fühlen uns auch geehrt, mit teilweise seit Jahrzehnten etablierten NGOs in einem Atemzug genannt zu werden.

Dieser Blogbeitrag ersetzt selbstverständlich nicht die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung, bei der gleich auch ein persönlicher Kontakt zustande kommt. Wir freuen uns aber darüber, unseren LeserInnen einen Zugang zu dieser hochinteressanten Veranstaltung zu ermöglichen.

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