Das ist unser neunter Artikel aus unserer Blog-Reihe „Digitale Vernetzung der Wandelbewegung„.
Wir haben ein Interview mit Tibor Katelbach geführt. Tibor ist einer der Projektleiter und Teil des Entwicklerteams von Communecter. Er lebt in La Réunion. Communecter hat somit seinen Ursprung im französisch-sprachigen Raum, verfügt aber mittlerweile über zahlreiche Übersetzungen, u.a. deutsch.
Beschreibe in max. 3 Sätzen das Projekt, an dem Du gerade arbeitest.
Communecter ist eine territoriale Suchmaschine mit einem sehr starken sozialen Ansatz. Wir sagen gerne, dass es so verbindend wirkt wie Facebook und so offen ist wie Wikipedia. Viele Menschen tragen dazu bei, dass Projekte, Veranstaltungen und Organisationen an ihrem Wohnort sichtbar werden und es leichter wird, sich in der Gegend zu engagieren.
Verwendet Ihr eine bestehende Plattformlösung oder entwickelt Ihr etwas Eigenes?
Alles ist „hausgemacht“ und setzt auf vielen anderen Open-Source-Projekten und Bibliotheken auf.
Warum hast Du Deine Entscheidung so getroffen?
Im Jahr 2012 haben wir alle bestehenden Projekte in Civic-Tech- und Open-Source-Netzwerken angeschaut. Die Lösungen, die wir gefunden haben, waren entweder zu alt oder zu 95% closed-source. Unsere Gruppe war aber auf der Suche nach einer modernen Lösung, die zu 100% Open-Source ist.
Was ist der Zweck der Plattform, die Ihr einsetzt?
Wir wollen den Menschen Wissen über die Vorgänge in ihrer Nachbarschaft vermitteln, damit sie leichter an spannenden Projekten mitwirken können. Nicht nur digital, sondern im wirklichen Leben – in ihren Städten und jeweiligen Quartieren. Ein weiteres Ziel ist es, Organisationen und Privatpersonen dabei zu helfen, mehr Sichtbarkeit zu erlangen und sich mit anderen Menschen und Organisationen, die sie interessieren, in Verbindung zu setzen.
„Communecter“ ist ein französisches Kofferwort und vereint die Wörter „commune“ (Stadt) und „connecter“ (verbinden). Es bedeutet im Grunde genommen „mit meiner Stadt verbunden zu sein“. Es kann auch als „Gemeinschaft“ (Commons) gelesen werden und in diesem Fall bedeutet es „die Commons verbinden“.
Beide Definitionen beziehen sich auf die Dinge, die frei zugänglich und für uns alle gemeinsam nutzbar sein sollten. Aber wir nennen es kurz CO, denn wir stehen auf CO-Wörter – COmunities, COoperation, COlaboration, COllective Intelligence, etc.
In welcher Phase befindet sich die Plattform (Idee, Prototyp, Endprodukt)?
Communecter ist ein fertiges Produkt, aber in ständiger Entwicklung.
Für welche Zielgruppe ist die Plattform gedacht?
Vor allem streben wir eine maximale Vielfalt an – so divers, wie die Gesellschaft im Allgemeinen ist. Ähnlich wie Wikipedia bereits zu fast allen Themen reichhaltige Informationen bietet, hoffen wir, dass CO eines Tages ein ähnlich präzises Spiegelbild aller lokalen Aktivitäten sein wird.
Unsere Hauptzielgruppen sind Bürger, lokale NGOs und lokale Verwaltungen. Da das Tool sehr generisch ist, kann es auf viele verschiedene Themen und Territorien angewendet werden, es ist für alle Länder verfügbar.
Wie erreicht Ihr Eure Nutzer?
Hauptsächlich über Organisationen, besonders solche, die bereits Projekte und Aktivitäten haben. Unser Projekt wächst dynamisch und auf seine eigene Art. Es lebt von der Aktivität seiner NutzerInnen – und hier gibt es bereits einige motivierte Menschen, die örtliches Wissen und AkteurInnen in einem partizipativen Ansatz sammeln.
Wir beraten auch gerne Communities, wie sie ihre öffentliche Sichtbarkeit verbessern und sich intern organisieren können. Natürlich kann jedeR frei entscheiden, ob das Tool den eigenen Bedürfnissen entspricht. Das Schöne an CO ist, dass es viele Tools nahtlos integriert.
In Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit pflegen wir folgende Kanäle:
- Es gibt ein Erklärvideo (französisch, aber verständlich illustriert), das einen kurzen Überblick darüber gibt, worum es bei Communecter geht.
- Wir haben einen Newsletter, der in unregelmäßigen Abständen versendet wird.
- Es gibt die Website von Communecter.org.
- In sozialen Netzwerken sind wir auf
- Mastodon: https://mamot.fr/@communecter
- Facebook: https://www.facebook.com/communecter
- Twitter: https://twitter.com/communecter
- Wir werden demnächst auch ein Online-Radio auf Discord starten.
- Und es wird eine druckbare Bürger-Zeitung geben (wir nennen sie „Stimme des Volkes“), die von der Plattform generiert wird.
Wie groß ist die Community der Plattform und wie aktiv ist sie?
- 10.000 Benutzer
- 8.000 Organisationen
- 7.000 Projekte
- 8.000 Veranstaltungen
Bislang halten wir uns noch etwas zurück, da uns wichtige Ressourcen fehlen, um Communecter stark zu skalieren.
Hat die Plattform einen thematischen Schwerpunkt?
Unser Ansatz ist sehr generisch – und ermöglicht daher eine Vielzahl von Themen. Die Suchmaschine erlaubt es jedoch, die Ergebnisse auf spezielle Themen zu beschränken.
Wir konzentrieren uns auf die Akteure, die in einem offenen, positiven Impact-Ansatz arbeiten, aber im Prinzip kann es jeder nutzen.
Was sind die Kernfunktionen der Plattform?
Dies sind die Hauptmodule von Communecter:
- Territoriale Suchmaschine – Finde Menschen, Veranstaltungen, Projekte und Organisationen in Deiner Nähe
- die Ergebnisse werden auf einer Karte oder als Liste abgebildet
- Territoriale Agenda – Was passiert in meiner Nachbarschaft?
- Lokaler Newsfeed – Worüber reden die Leute?
- Marktplatz – Kaufen / verkaufen oder kostenlos verschenken, z.B. ein Buch (fair)kaufen oder sogar eine Wohnung (fair)mieten.
- Tauschsystem – für Bedürfnisse und Angebote mit Dienstleistungs-, Kompetenz- oder Ressourcen-Sharing.
In Communecter gibt es vier Hauptelemente: Menschen, Veranstaltungen, Projekte und Organisationen. Jedes Element hat eine eigene Seite mit einigen Tools:
- Newsfeed – was z.B. bei Facebook „Pinnwand“ heißt
- RocketChat – ein Chat-Raum für jede Seite
- Entscheidungsfindung – das heißt bei uns „Coworking Space“ und funktioniert ähnlich wie Loomio
- Fotogalerie
- Bibliothek für Lesezeichen und hochgeladene Dokumente
- Ressourcen
- Besondere Orte
- Umfragen
Da alle Elemente sehr gut miteinander verbunden sind, kann man Projekte und Veranstaltungen zu einer Organisation hinzufügen und umgekehrt.
Was ist das Alleinstellungsmerkmal der Plattform?
Das Besondere an Communecter ist der territoriale Ansatz. Wir bieten eine Mischung aus Open Knowledge und Social Collaboration Tools und integrieren diese in einer Plattform.
Communecter motiviert seine NutzerInnen, aktiv zu werden. Nicht nur in der Online-Welt, sondern auch in der Region, in der sie leben. Das macht es zu einem großartigen Kandidaten für themenspezifische Communities, die einen offenen Ort zum Netzwerken suchen. Wir arbeiten derzeit lokal in vielen französischen Regionen, um die Gemeingüter (Commons) zu kartieren.
Wir unterstützen aber auch IT-Communities, die lokale Wissensdatenbanken darüber erstellen wollen, wer was lokal macht. Die Communities wollen auch Verbindungen und Austausch zwischen AkteurInnen schaffen. In einigen Fällen lassen sich sogar Dinge, Projekte und Ereignisse identifizieren, die „vergemeinschaftet“ (Commons) und geteilt werden könnten (Sharing Economy).
Gibt es ähnliche Plattformlösungen / Konkurrenten?
Ja, es gibt ein paar andere Plattformen. Leider sind die meisten von ihnen stark abhängig vom Geld – einige Plattformen brauchen mehrere 100.000 Euro, nur um im nächsten Jahr zu überleben. Wiederum andere Plattformen haben einen geschlossenen Ansatz, sind also nicht Open Source. Aus unserer Sicht dient das nicht dem Gemeinwohl.
Konkurrenzdenken finden wir kontraproduktiv. Wir versuchen vielmehr, ein kollaboratives System aufzubauen. Das Projekt ist selbst bereits ein Geflecht von 5 Projekten, die sich unter einer gemeinsamen Vision, Ethik und Philosophie zusammengeschlossen haben. In gewisser Weise sind wir dadurch 5-mal schlauer als alleine. Wir finden es großartig, wenn es autonomen Projekten gelingt, sich für das Gemeinwohl zusammenzuschließen. In unserem Sinne ist es zielführender, sich nicht auf Unterschiede zu konzentrieren, sondern auf das zu schauen, was wir gemeinsam haben und wie wir Dinge miteinander teilen können.
Wir arbeiten auch mit einigen aktiven Partnern zusammen, aber darauf werde ich später noch eingehen.
Wie ist die technische Struktur der Plattform?
Communecter ist eine Webanwendung, die im Backend in PHP mit Mongo-DB als Datenbank geschrieben ist. Das Frontend enthält viel JavaScript. Wir verwenden auch beliebte Plugins wie Leaflet zur Einbindung von Open Street Map.
Es gibt auch eine mobile Version, die in Node.JS mit Meteor und Cordova-Frameworks geschrieben ist.
Ist die Plattform eine Open-Source-Lösung?
Ja, der Code ist vollständig auf GitHub verfügbar: https://github.com/pixelhumain/co2
Die Dokumentation befindet sich auf wiki.communecter.org.
Hat die Plattform Schnittstellen?
Ja, wir finden Interoperabilität auch sehr wichtig. Aus diesem Grund haben wir Schnittstellen für Folgendes geschaffen:
- Einbindung und Darstellung von Wikipedia-Daten
- Integration der Open Street Maps-Datenbank
- Integration von Open-Data-Government-Tools
- und einige weitere Datenbanken
Darüber hinaus führen wir gerade Gespräche mit Fair.coop, weil sie einen interessanten Ansatz für ein alternatives Wirtschaftssystem haben und wir von der Mentalität her gut zusammenpassen.
Wie ist das Geschäftsmodell der Plattform?
Wir haben im Prinzip drei Geschäftsmodelle:
1. Open-Source-Vertragsarbeit
Privatpersonen oder öffentliche Träger kontaktieren uns und bitten uns darum, spezielle Module für die Plattform zu entwickeln.
Wir haben über eine interne Richtlinie gesichert, dass die Software, die wir für andere schreiben, automatisch Open-Source sein muss.
2. Crowdfunding / Spenden
Im Jahr 2016 haben wir erfolgreich 25.000 Euro für eine Crowdfunding-Kampagne gesammelt. Derzeit arbeiten wir an einem Modell für regelmäßige Finanzierung. Wir möchten unsere Nutzer motivieren, 1 Euro pro Monat auszugeben. Das würde uns ermöglichen, an dem Projekt zu arbeiten, ohne von Nebenjobs leben zu müssen.
3. Staatliche Einrichtungen
Einige Regierungs- und Verwaltungsorgane unterstützen uns gerne, weil sie an das Projekt und die Open-Source-Philosophie glauben. Wir erbringen Beratungsleistungen und die AuftraggeberInnen geben uns dafür Geld.
Was ist die Historie der Plattform?
Alles begann 2001, als wir das Projekt „Open Atlas“ starteten, das damals noch Google Earth verwendete. 2009 wurde Open Atlas eine NGO. Im Jahr 2012 wollte die Gruppe einen Smart-City-Ansatz entwickeln und begann, alle zwei Wochen kleine Community-Meetings zu organisieren.
2013 wurden wir von einem Inkubator in La Réunion gefördert, so dass wir mit der Kernentwicklung beginnen konnten. Von da an kamen weitere Projekte hinzu (derzeit sind wir insgesamt fünf). Die erste Online-Version erschien 2014, wurde aber offiziell erst im Juli 2016 veröffentlicht.
Seitdem ist die Anzahl an NutzerInnen und UnterstützerInnen kontinuierlich gewachsen.
Wer steht hinter der Plattform?
Die Plattform wird hauptsächlich von der NGO „Open Atlas“ betrieben. Unser Kernteam sitzt in La Réunion, und es gibt weitere Entwickler auf der ganzen Welt (Neukaledonien, Brasilien, Frankreich etc.).
Uns folgen viele Organisationen und eine ganze Reihe von Menschen, die aktiv für Commons und eine bessere und klügere Welt arbeiten, wie z.B. Zero Waste France, Commons Assembly, Imagination for People, Alternatiba und viele, viele mehr.
Ich (Tibor Katelbach) bin Projektleiter und führender Entwickler und lebe in La Réunion. Derzeit haben wir zwei Angestellte. Der eine ist ein Community-Manager und der andere verwaltet die Knowledge-Base, macht Kommunikations- und Verwaltungsaufgaben. Und wir haben 6 UnterstützerInnen – junge PraktikantInnen, die daran interessiert sind, Open Atlas bei seinen Tätigkeiten zu unterstützen.
Wo ist die Geschäftsstelle der Plattform?
Es gibt drei Büros:
1. La Réuion
2. Neukaledonien
3. Lille
Welche Rechtsform habt Ihr?
Open Atlas ist eine NGO. Wir planen aber eine Genossenschaft zu gründen, da das Konzept der Prosumer-Ökosysteme unserer Philosophie sehr entspricht.
Wünscht Ihr Euch mehr Unterstützung?
Ja, wir würden gerne neue Gebiete erschließen. Es gibt derzeit schon einige Leute in Regionen, in die wir bislang nicht vorgedrungen sind – wie z.B. Deutschland, Mexiko, Kanada, Italien, Brasilien, Tahiti etc.
Die motivierten Menschen vor Ort helfen dabei, Communecter in ihren Gegenden aufzubauen. Es gibt auch einige Dokumente, die wir interessierten BotschafterInnen zur Verfügung stellen können.
Durch seinen Ursprung im französischsprachigen Raum ist ein Großteil der Plattform noch in französischer Sprache. Einige Übersetzungen sind bereits begonnen und wir freuen uns über Menschen, die Lust haben, diese zu vervollständigen.
Wir möchten auch EntwicklerInnen einladen, beizutragen und sich dem Abenteuer anzuschließen, eine coole Plattform zu programmieren. Wir sind fest davon überzeugt, dass es besser ist, unsere Kräfte zu bündeln als eine ganze Reihe von Plattformen am Leben zu erhalten, die genau dasselbe tun wollen. Bei Doppelentwicklungen geht viel Energie verloren.
Obwohl wir ziemlich sparsam sind und allen das gleiche Gehalt zwischen 1.000 und 1.500 Euro (für diejenigen mit Kindern) zahlen, können wir natürlich immer Geld gebrauchen. Wer Lust hat, uns finanziell zu unterstützen, darf uns sehr gerne eine wiederkehrende Spende geben (auf der Plattform auf das Herz-Symbol klicken oder einfach auf diesen Link).
Wir träumen davon, dass Vorbilder wie Linux oder Wikipedia Menschen dazu inspirieren, für gemeinsame Lösungen im echten Leben zusammenzuwirken und effiziente gesellschaftliche Werkzeuge und Lösungen zu erarbeiten. Es gibt derzeit Tendenzen, unsere Rechte in der Gesellschaft einzuschränken und die Leitungen des Internets zu kontrollieren. Dem müssen wir eine gemeinsame positive Vision entgegenstellen.
Kooperiert Ihr mit anderen Partnern?
Ja. Wir sind nicht nur ein Projekt, sondern eigentlich fünf:
Unsere Philosophie ist es, kollaborative Systeme zu entwickeln. Ein neues Paradigma dessen ist, viele Partner zu haben. Wir arbeiten nicht in Konkurrenz, sondern in Kooperation und bemühen uns, dadurch die Veränderung zu leben, die wir in dieser Welt sehen wollen.
Ich feiere immer den besonderen Moment, wenn wir Ressourcen mit einem anderen Projekt teilen. Das fühlt sich an wie eine große Bibliothek voller kollektiver Intelligenz – nur eben im echten Leben, wo jedes neue „Buch“ ein neues Partnerprojekt ist. Wir sagen gerne, jeder trägt mit einem Teil zu einem großen Puzzle bei.
Wenn man sich unsere Organisation visuell vorstellt, steht in unserem Kollektiv nicht irgendjemand im Zentrum, sondern es ist eher ein offener Kreis, der viel Freiheit und Dynamik für jeden bietet, der mitmachen möchte.
Projekte, mit denen wir zusammenarbeiten, sind:
- Open Apps Ecosystem
- Lille unisson
- Lamyne in Lyon
- Près de Chez Nous
- First Life in Italien
- Transformap in Deutschland
- les-commons.org
- PWA platform
- Mikorizal, OCE, Value Flows in den USA und Italien
- die Zusammenarbeit mit FairCoop ist im Aufbau
- u.v.m.
Und natürlich arbeiten wir eng mit der lokalen Verwaltung zusammen. Ehrlich gesagt ist das nicht unbedingt der schönste Teil unserer Arbeit. Manchmal ist das sogar ziemlich frustrierend und zeitraubend. Ich denke, das liegt daran, dass sich die Politik in einem anderen Kalender als wir bewegt. Die Politik befindet sich im „Wahlkalender“ und wir sind im „Change-Kalender“.
Die Verwaltung wird auf jeder Ebene von der Politik getrieben und hat nicht die gleiche Herangehensweise an Experimente wie wir. Die Flexibilität von Verwaltungsorganen ist daher im Vergleich deutlich eingeschränkt. Wir probieren alles offen, agil und experimentell zu machen.
Wir erlauben uns zu glauben, dass das Unmögliche möglich ist. So eine gedankliche Ausrichtung bietet viel Potenzial.
Neben der Verwaltung gibt es noch andere NGOs, Universitäten und Städte, mit denen wir zusammenarbeiten. Jeder unserer „Freunde“ ist froh darüber, eine Plattform zu haben, auf der Menschen auf einem Territorium interagieren können. Es gibt somit keine blinden Flecken mehr in deiner Nachbarschaft oder auf einer thematischen Ebene.
Derzeit motivieren wir auch alle IT-Anbieter, der Welt von sich und von eigenen Projekten und Ressourcen zu berichten. Diese Anbieter bringen wir in Verbindung mit den Menschen, die IT-Systeme nutzen oder in diesem Feld Bildungsarbeit leisten. Das Experiment hat gerade erst begonnen, aber es zeigt sich, dass alle sehr motiviert an einem Strang ziehen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Was sind die nächsten Schritte für die Plattform?
Aus Sicht der Software-Entwicklung befinden wir uns jetzt in einer Stabilisierungsphase. Es fällt uns etwas schwer, mit dem Aufbau neuer Funktionen aufzuhören. Unser Hauptaugenmerk liegt aber nun darauf, die Anwendung benutzerfreundlicher zu gestalten.
Wir werden in diesem Jahr auch mit neuen Webprotokollen (Scuttlebutt und IPFS) experimentieren. Diese Protokolle haben einen dezentralen Ansatz und könnten auch auf Mini-Servern wie z.B. einer FreedomBox installiert werden.
2018 möchten wir übrigens eine Genossenschaft gründen, damit sich mehr Leute diesem Abenteuer anschließen können.
Der Ansatz, Communities zu einem bestimmten Thema zusammenzuführen, wird gut angenommen und von den Mitwirkenden sehr geschätzt. Das ist aus meiner Sicht eine unserer wichtigsten Entwicklungen. Hier offenbart sich großes Potenzial, und die AkteurInnen arbeiten mit großem Enthusiasmus zusammen – durchaus unter Einbeziehung der Verwaltung und Bildungseinrichtungen.
Langfristig möchten wir natürlich der Stimme der Menschen eine größere Wirkung geben und Organisationen helfen, sich horizontal zu strukturieren.
Was ist Dein Fazit zur Plattform?
Parallel zur Plattform-Entwicklung haben wir uns ein utopisches gesellschaftliches Programm ausgedacht, das wir auf smarter.re dokumentiert haben. Es ist eine Art Framework, das Ressourcenendlichkeit, Umweltschutz und ein gutes Leben für alle zusammendenkt. Darin fließen auch einige alternative Ansätze ein, wie z.B. das bedingungslose Grundeinkommen. Das beschreibt unsere Philosophie denke ich sehr gut.
Wir sind sehr aktiv und haben viel Energie. Unsere Community wächst und gibt positives Feedback. Wir werden jedoch auch ständig daran erinnert, dass Verwaltungsorgane nicht innovationsgetrieben arbeiten. In unseren Augen ist das Verwaltungssystem eines aus dem 18. Jahrhundert. Es gibt einige gute Punkte, aber wir würden es gerne mit aktuellen Methoden erneuern und somit agiler und inklusiver gestalten. Innovativ zu sein, bedeutet auch, konzentriert zu bleiben. Gerade im IT-Bereich bewegt sich sehr viel und man braucht einen klaren Fokus.
Ähnlich wie im IT-Bereich verändert sich auch die Gesellschaft kontinuierlich. Und ich bin überzeugt, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Jeden Tag taucht etwas Neues auf. Wir versuchen ein großes Puzzle zusammenzusetzen, sehen aber bislang nur kleine Teile davon. Jedes Stück zählt – und am Ende geht es nicht um die Plattform, sondern um das Abenteuer, dieses Puzzle zu vervollständigen. Da wir heutzutage massiv vernetzt sind, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir begreifen, dass wir alle dazu in der Lage sind, unsere Welt aktiv mitzugestalten. Mit den richtigen Werkzeugen wächst unser Bewusstsein Stück für Stück und ich bin überzeugt, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis wir das ganze Puzzle überblicken können.
Eine Plattform wie Communecter muss einfach existieren. Es spielt keine Rolle, ob sie „Communecter“ oder anders heißt und ob sie aus unserem Umfeld oder einem anderen hervorgeht. Wir sind offen für alle MitgestalterInnen und schließen uns gerne anderen Projekten an.
Um es noch einmal zu betonen – wir brauchen den territorialen Kontext, damit Veränderungen tatsächlich dort stattfinden, wo Menschen leben. Communecter ermöglicht es, global zu denken und lokal zu agieren.
Une traduction française de cette interview:
https://www.communecter.org/#page.type.news.id.5b0d3a6640bb4e9068fd1fda
Merci beaucoup!
Klingt echt toll. Sollten wir unbedingt bei Transition Connect einbinden.
Ich habe schon öfter die Plattform getestet, aber es nur noch nie geblickt. Vermutlich weil in Deutschland die Inhalte fehlen.
Schade finde ich die Einschränkung auf commons was es für mich unbrauchbar macht. 90% der Konsumgüter sind nun mal kommerziell und da muss sich das! Meiste ändern….