Open Source Ecology Germany e.V. hatte am 9. Dezember 2017 in Berlin eine Mitgliederversammlung mit anschließendem Strategietreffen.
Peter Hartmann, Botschafter bei green net project, war dort anwesend, um über dieses Treffen zu berichten.
Was ist Open Source Ecology allgemein?
Wikipedia gibt dazu folgende Kurzbeschreibung:
„Open Source Ecology (OSE) ist ein Netzwerk von Landwirten, Ingenieuren und anderen Unterstützern, die Landmaschinen herstellen, die den Bedingungen freier Hardware entsprechen. Das von OSE entwickelte Global Village Construction Set (GVCS) soll es erlauben, in Modulbauweise 50 verschiedene Landgeräte herzustellen. Mehrere Gruppen quer durch die USA und in anderen Ländern entwickeln Baupläne. Die Geräte selbst werden auf der Factor e Farm im ländlichen Missouri gebaut und getestet.“
Was ist Open Source Ecology Germany?
OSE Germany ist der deutsche Ableger der globalen Open Source Ecology-Bewegung, welche in den letzten Jahren durch Projekte wie das Global Village Construction Set GVCS50 und die Factor E Farm ein großes Interesse in den Medien und eine breite Beachtung durch die Öffentlichkeit fand.
In Deutschland ist die Situation dahin gehend anders, dass keine zentrale Factor E Farm für Produktion existiert. Vielmehr sind dezentrale Standorte für Forschung, Entwicklung und praktisches Erproben gedacht – diese haben die Bezeichnung „OpenEcoLab“. Und es gibt die langfristige Vision einer Open Source Ökonomie.
Inspiriert vom TED Talk 2011 von Marcin Jakubowski wurde der Verein „Open Source Ecology Germany e.V.“ vor einem Jahr gegründet.
OSE Germany betreibt eine Plattform für eine Vielzahl von Open-Hardware Projekten mit einem besonderen ökologischen Schwerpunkt, von denen einige auch jetzt wieder auf der Maker Faire 2018 in Hannover gezeigt werden sollen.
Inhalte des Strategietreffens
Während des Strategietreffens wurde ein Ausblick auf die Projekte im Jahr 2018 gegeben. Wir stellen im Folgenden einige davon dar.
Key-Projekt: SolarBox & Zink-Luft-Brennstoffzelle
In einem Key-Projekt werden die beiden Technologien SolarBox und Zn/O-Brennstoffzelle miteinander kombiniert.
Ziel ist es, Ende des Jahres 2018 einen Prototypen zu haben, der erneuerbare Energieerzeugung mit intelligenter saisonaler Speichertechnik kombiniert.
Die SolarBox ist eine Kooperation zwischen OSE Germany und dem von Martin Jäger initiierten Projekt LibreSolar. Beide Initiativen haben gemeinsam eine Forschungsgruppe „Collective Open Source Hardware – cos(h)“ an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg ins Leben gerufen, um das Projekt auf einer breiteren Grundlage voranzubringen.
Bei der SolarBox handelt es sich um ein Steuerungsmodul für die intelligente Ladung von Speicherzellen. Beim Laden eines Akkus mit Gleichstrom im Niedrigvoltbereich ist der Ladevorgang nämlich ständig zu überwachen und zu testen, um einen optimalen Ladeprozess zu gewährleisten. Die SolarBox verspricht, mit unterschiedlichsten Batterietypen arbeiten zu können und Ladezyklen einfacher zu gestalten. Bislang geht das mit den bekannten Lithium-Ionen-Akkus und Lithium-Eisenphosphat-Akkus.
Die Besonderheit am Key-Projekt ist nun die Anbindung einer Zink-Luft-Brennstoffzelle. Hierbei handelt es sich um ein Speichermedium, das Zink oxidiert bzw. reduziert für die Energiespeicherung- bzw. erzeugung. Das Revolutionäre an dieser Technologie ist, dass eine saisonale Speicherung möglich wird. Wenn im Sommer bspw. starke Energieüberschüsse entstehen, können diese in einer Zn/O-Brennstoffzelle langfristig gespeichert und im Winter genutzt werden. Diese Technologie ist noch sehr neu und bislang nicht erprobt. OSE Germany betreibt gewissermaßen Grundlagenforschung.
Zielstellung ist nun, diese beiden Technologien zu kombinieren und Ende 2018 vorzeigbare Ergebnisse zu präsentieren. Bei diesem Key-Projekt kann auch erprobt werden, wie sich solche Entwicklungsprojekte mit den wenigen vorhandenen personellen Ressourcen umsetzen lassen.
Das OpenEcoLab Blievenstorf
Ähnlich der Factor e Farm in den USA soll es auch in Deutschland ein Entwicklungs- und Forschungszentrum geben, an dem verschiedene Open Source Projekte produziert und erprobt werden sollen. Dieses wird „OpenEcoLab“ genannt.
Ein Vereinsmitglied möchte dem Verein ein komplettes Objekt, auf dem das Entwicklungs- und Forschungszentrum erreichtet werden kann, verpachten. Gelegen in Blievenstorf, einem Ort mitten in Mecklenburg-Vorpommern, nahe Neustadt-Glewe und Parchim.
Erstes Projekt ist der Aufbau einer kleinen Werkstatt für gemeinsames Arbeiten. Diese soll im Sommer 2018 fertig gestellt sein. Im Sommer soll auch eine Arbeits- und Erlebniswoche dort stattfinden.
Als Folgeprojekte der kleinen Werkstatt sind u. A. die Installation von größeren Maschinen und eine große Werkstatt für Metallverarbeitung sowie ein Elektronikraum angedacht.
Für logistische Zwecke ist der Erwerb eines solarbetriebenen Elektroautos (Sion – Sono Motors) angedacht. Hiermit wären dann Shuttledienste zwischen dem Objekt und dem örtlichen Bahnhof (Neustadt-Glewe) möglich sowie die Nutzung als Energiestation auf dem Gelände.
Im Augenblick ist das Gelände noch in Privatbesitz, ein Pachtvertrag zwischen Eigentümer und Verein wird 2018 abgeschlossen.
Derzeit läuft die Planungsphase und Aufräumarbeiten stehen an. Bereits vorhanden und nutzbar sind allerdings Küche, Bad und eine Internetleitung. Was noch fehlt, sind Möbel und Betten.
Neben Blievenstorf gibt es noch eine Reihe anderer kleinerer OpenEcoLabs. Diese sind auf der Internetseite http://openecolab.de/ verzeichnet. Das Besondere an Blievenstorf ist, dass hier erstmals ein Ort für den Verein entsteht. Alle anderen OpenEcoLabs agieren unabhängig.
Hochschul-, und Forschungskooperationen
Timm Wille hält des öfteren Vorträge an Universitäten und berichtet dort über Open Source Ecology und zugehörige Themen. Zuletzt war er an der Beuth Hochschule für Technik Berlin und hielt dort im Rahmen des Projektlabors „Zukunft und Nachhaltigkeit“ einen Vortrag.
Michel Langhammer ist in der Forschungsgruppe „Collective Open Source Hardware“ mit derzeit sechs Leuten aus aller Welt tätig und pflegt Kontakte zur Hamburg Open Online University. Hier geht es um Prototyping und Reproduktion von Hardware wie bspw. Solarkomponenten. Das Team nutzt die Plattformen GitHub für die öffentliche Präsentation und GitLab für die internen Abläufe.
Das Team hat bereits den ersten Prototyp einer Solarbox fertig gestellt und kooperiert mit FabLabs.
Ein FabLab ist eine „offene, demokratische Werkstatt mit dem Ziel, Privatpersonen den Zugang zu Produktionsmitteln und modernen industriellen Produktionsverfahren für Einzelstücke zu ermöglichen“ (Zitat Wikipedia). Deutschlandweit sind FabLabs über den Verbund offener Werkstätten miteinander vernetzt.
In einem Kooperationsprojekt mit der Hamburg Open Online University geht es schwerpunktmäßig um eine digitale Lernplattform. Das fördert die Verknüpfung von Open Education und Open Hardware. Eine gute Basis für weitere Hochschulkooperationen im neuen Jahr.
Die weiteren Mitglieder von OSE Germany e. V. berichteten darüber hinaus von Events, die sie 2017 besucht hatten, um OSE Germany vorzustellen – darunter z.B. Maker Faires.
Vereinsprozesse und Organisation
Im neuen Jahr soll der Newsletter, der aktuell ca. 200 Empfänger hat, regelmäßig quartalsweise versendet werden. Dafür wird derzeit ein verantwortlicher Redakteur gesucht.
Timm Wille hat das Vereinshandbuch vorgestellt. Hierzu hat er eine Infografik zur Veranschaulichung der Vereinsstruktur, wie z. B. Online-Aktivitäten, konzipiert. Durch die geschickte Organisation in einem Verein sollen Arbeitsprozesse erleichtert werden. Es ist angestrebt, Stellen zu schaffen, um den Verein in seiner Öffentlichkeitsarbeit und dem Vereinszweck zugeordneter Arbeit zu unterstützen.
Der Verein verfügt derzeit über eine Website, eine Wiki-Plattform, eine Facebook-Seite, einen YouTube-Account, einen Blog und einen Newsletter in dem er über seine Aktivitäten berichtet.
Intern werden auch Forum und der Messenger Telegram genutzt.
Ziele und Wünsche für 2018
Neben den bereits genannten Zielen – OpenEcoLab, Hochschulkooperation und erweiterte Öffentlichkeitsarbeit – sind auch folgenden Themen genannt worden:
- Gründung von Regionalgruppen (nach Hamburg und Dresden nun auch Berlin und weitere)
- Gewinnung neuer Mitglieder
- Onlinestellung der Vereins-Internetseite (ose-germany.de) mit erweiterten Funktionalitäten
- Kooperation mit der Fair.coop-Community
- Aktive Mitwirkung zum geplanten makers4humanity Lab 2018
Schade, ich war 2016 mit dem Fahrrad dort, leider einen Tag zu spät und alle, die ich treffen wollte waren schon weg.
Irgedwie habe ich den Kontakt zu Euch verloren.
Gruß
Martin