depot-leipzig.de – Ressourcen teilen, Gemeinwohl stärken

Gerade kleinere Vereine und bürgerschaftliche Initiativen brauche eine Menge Dinge: Räumlichkeiten für Vereinstreffen, Tische für Infostände oder ein Lastenrad, um die Dinge durch die Gegend zu fahren.

Anstatt all dies neu zu kaufen, kann man sich diese Ressourcen natürlich auch leihen. Das ist nicht nur ressourcensparsam, sondern schafft auch noch Kontakt untereinander.

Das depot-leipzig.de stellt eine Internetplattform zur Verfügung, auf der das Ausleihen von Ressourcen in Leipzig einfach möglich ist.

Wie funktioniert depot-leipzig.de generell?

Auf der Internetseite depot-leipzig.de können LeipzigerInnen Ressourcen teilen.
Ressourcen – das kann alles sein, z.B. eine Bierzeltgarnitur, eine Feuerschale, aber auch Räume für Veranstaltungen.

Die Menschen und Organisationen, die Ressourcen haben, können diese auf der Internetseite eintragen und ihre Konditionen zur Buchung hinterlegen. Sprich: wann die Bierzeltgarnituren ausleihbar sind, wo diese abzuholen sind, wie viel eine Ausleihung kostet und ob eine Kaution verlangt wird. Bei den Kosten wird unterschieden, ob es sich bei den Ausleihenden um eine Privatperson oder eine gemeinnützige Organisation handelt. Gemeinnützige Organisationen können Ressourcen zu einem Selbstkostenpreis ausleihen.

Ob meine Organisation gemeinnützig ist, prüft das depot-leipzig.de anhand eines Freistellungsbescheids oder aufgrund eines Erklärungstextes, sollte ein solcher Bescheid nicht vorliegen.

Je Ressource gibt es einen Verfügbarkeitskalender und ein Buchungssystem. AnwenderInnen können also jederzeit sehen, wann die Ressource ausleihbar ist, und sie für ein bestimmtes Datum reservieren. Bei der Buchung wird automatisch ein Leihvertrag erzeugt, in dem Buchungsdauer, Kaution und Kosten geregelt sind – und was zu tun ist, wenn eine Bierbank mal kaputt geht.

Screenshot der Startseite von depot-leipzig.de – gleich mit einer Übersicht aller verfügbaren Ressourcen

Was lässt sich aktuell bei depot-leipzig.de ausleihen?

Derzeit sind im depot-leipzig.de etwas mehr als 50 Ressourcen zum Ausleihen hinterlegt. Darunter befinden sich einige Räumlichkeiten, die relativ günstig und teilweise sogar kostenfrei mietbar sind.

Beliebt sind vor allem die Bierbänke. Hiervon stehen insgesamt 10 Garnituren zur Verfügung, einen Anhänger zum Transportieren der Bänke gibt es sogar auch. Um einen Infostand auf dem nächsten Straßenfest zu komplettieren, darf ein Pavillion natürlich auch nicht fehlen.

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Werkzeugen – Schlagbohrmaschine, Schleifgerät, Leiter und Co.

Das BänkeMobil zum Transport von Biertischen und -bänken – (c) depot-leipzig.de

Warum Ressourcen teilen?

Das Teilen von Ressourcen hat mehrere positive Effekte.

Als ausleihende Person habe ich den offensichtlichen Vorteil, dass ich nicht alles kaufen muss. Gerade Bierbänke werden nur punktuell benötigt und nehmen den Rest der Zeit nur Platz weg. Es ist somit finanziell attraktiv – insbesondere für Gemeinwohlorganisationen, die günstigere Konditionen erhalten.

Als verleihende Person bzw. Organisation kann ich einen Teil meiner Investitionskosten durch das Verleihen refinanzieren. Gerade bei größeren Investitionen – z.B. einem Lastenrad – ergibt es Sinn, dieses möglichst gut auszulasten.
Verleihende haben aber noch weitere Vorteile. Stelle ich als Organisation bspw. meine Büroräume für Vereinstreffen zur Verfügung, so erhält meine Organisation mehr öffentliche Sichtbarkeit in Kombination mit einer positiven Erfahrung.
RenterInnen können sich mit dem Verleihen von Dingen noch ein wenig die Rente aufbessern und darüber hinaus Kontakte knüpfen.

Menschen, die Ressourcen verleihen und ausleihen, lernen einander kennen – eine wertvolle Grundlage bürgerschaftlichen Engagements.

Neben all diesen persönlichen und gesellschaftlichen Vorteilen profitiert noch die Umwelt davon. Die nachhaltigste Form des Konsums besteht nämlich im Nichtkonsum. Es mag zwar volkswirtschaftlich förderlich sein, dass jeder Haushalt eine eigene Bierzeltgarnitur, Lastenrad und Co. besitzt. Ressourcensparend ist das jedoch nicht. Allein in Deutschland werden 3x so viele Ressourcen verbraucht, wie die Erde jährlich regenerieren kann. Eine Verringerung des Ressourcenbedarfs ist somit unausweichlich, um einen nachhaltigen Lebensstil zu führen und damit zukünftigen Generationen ein gutes Leben zu ermöglichen.

Nicht zu konsumieren, spart Geld und schont die Umwelt – (c) frankieleon – flickr.com CC BY 2.0

Für wen ist depot-leipzig.de gedacht?

Prinzipiell wendet sich die Plattform an alle Menschen in Leipzig, die Ressourcen teilen wollen.
Auf der „AnbieterInnen-Seite“ können neben Privatpersonen auch Unternehmen und Gemeinwohlorganisationen stehen. Gleiches gilt für die „NutzerInnen-Seite“ – also die Ausleihenden.

Gemeinwohlorganisationen werden durch günstigere Konditionen beim Ausleihen leicht bevorzugt. Dies ist verständlich, zumal gerade kleinere Vereine nicht über große Finanzpolster verfügen.

Gibt es das nicht bereits?

Ja und nein. Die Kultur vom „Leihen statt Kaufen“ ist sicherlich nichts Neues. In früheren Zeiten war dies gang und gäbe – in dörflichen Strukturen und sehr vertrauensvollen Nachbarschaften teilweise noch immer.

Auch bieten zahlreiche Baumärkte z.B. das Ausleihen von Werkzeugen oder Transportgeräten an. Gewerblich ist dieses Prinzip somit auch bereits etabliert – man denke auch an Car-Sharing (teilauto.net, Drivy), AirBnB und Co.

Neu am Depot ist die Möglichkeit, diese Kultur des Teilens auf alle möglichen Ressourcen auszuweiten und der Zivilgesellschaft leichter zugänglich zu machen.
Die gängigen o.g. Sharing-Plattformen sind nämlich eher gewinnorientiert als gemeinwohlorientiert.

In Bezug auf Plattformlösungen gibt es eine Reihe von Lösungen. Gleichzeitig zum depot-leipzig.de ist bspw. der Ressourcenpool der Freiwilligenagentur Leipzig online gegangen. Dieser deckt jedoch ausschließlich das gegenseitige Verleihen unter Gemeinwohlorganisationen ab und hat bislang noch keinen Buchungskalender oder automatische Vertragserzeugung. Hier lohnt es sich aus unserer Sicht, immer wieder über Kooperationen nachzudenken.

International betrachtet gibt es bereits eine Reihe von Sharing-Plattformen – z.B. Kindista, Streetbank oder Sharetribe. Diese Plattformen sind in Bezug auf Leipzig jedoch (noch) nicht etabliert.

Uns ist darüber hinaus bekannt, dass es derzeit mehrere laufende Projekte gibt, die ein Leihen bzw. das gemeinsame Nutzen von Ressourcen fördern wollen. Wann immer es sinnvoll ist, sollen nach dieser Philosophie Ressourcen „vergemeinschaftet“ werden und als Commons (Gemeingüter, Allmende) zur Verfügung gestellt werden.

Aktuell gibt es bspw. das Projekt „Commons Booking„, das einen einfachen Zugang zum Leihen von Ressourcen ermöglichen soll. Dieses Projekt hat seine Ursprünge in der Lastenrad-Szene ist aber deutlich weiter gedacht.

So funktioniert die Buchung bei depot-leipzig: Ressource finden, reservieren, bestätigt bekommen, Spaß haben – (c) depot-leipzig.de

Wie ist depot-leipzig.de technisch gelöst?

Das depot-leipzig.de ist eine Eigenentwicklung auf Basis von Drupal.
Die Anwendung ist derzeit nicht Open-Source, sondern nur nach persönlicher Abstimmung einsehbar. Dies hat den Hintergrund, dass die BetreiberInnen „Kleinstaaterei vermeiden wollen“ und sich die Rückkopplung mit den Ortsgruppen wünschen, die die Software auch in ihrer Stadt einführen wollen.

Wie sich bei den o.g. internationalen Lösungen zeigt, ist es nicht damit getan, eine Plattform hinzustellen und darauf zu hoffen, dass NutzerInnen von alleine kommen. Es braucht somit eine aktive Einbindung der Bürgerschaft und Öffentlichkeitsarbeit bei der Einführung einer solchen Lösung.

Wer steht hinter depot-leipzig.de?

Das depot-leipzig.de wird betrieben von der Leipziger Stiftung „Ecken Wecken“. Diese beschreibt sich auf ihrer Internetseite wie folgt:

Die Stiftung „Ecken wecken“ möchte dazu beitragen, dass die Stadt Leipzig sich zu einem immer lebenswerteren, lebendigeren und umweltfreundlicheren Lebensraum entwickelt.
Konkret strebt die Stiftung eine Revitalisierung von leer stehenden Gebäuden und Grundstücken in der Stadt Leipzig an und unterstützt die Schaffung umweltfreundlicher Mobilität für ihre Einwohner.

In Leipzig ist die operative Stiftung vor allem durch das Projekt „Bürgerbahnhof Plagwitz“ bekannt geworden und auf mehreren Ebenen sehr gut vernetzt.

depot-leipzig.de ist auch auf dem Smartphone gut bedienbar – (c) depot-leipzig.de

Unser Fazit zu depot-leipzig.de

Die Lösung von depot-leipzig.de ist in ihrer Nutzung relativ komfortabel, die Gestaltung ansprechend und die Auswahl verfügbarer Ressourcen attraktiv.

Es gibt noch einige Kleinigkeiten hinsichtlich der Bedienbarkeit, die etwas nutzerfreundlicher sein dürften. Prinzipiell macht die Nutzung aber Spaß.

Im größeren Bild stellt sich natürlich die Frage, wie sich das Konzept des Leihens und einer aktiven Bürgerschaft auch in anderen Städten etablieren kann. Die MacherInnen des depot-leipzig.de haben hier Interesse bekundet, Kooperationen zu anderen Städten aufzubauen.

Interessant für uns wäre vor allem, welche anderen Initiativen es derzeit im deutschsprachigen Raum gibt, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Möglicherweise gibt es in anderen Städten bereits etablierte technische Lösungen. Sollte Euch so etwas bekannt sein, so schreibt uns bitte eine Nachricht – wir freuen uns über Euer kollektives Wissen!

Hier geht’s zur Plattform: depot-leipzig.de

Eine Antwort auf „depot-leipzig.de – Ressourcen teilen, Gemeinwohl stärken“

  1. Ich habe eine aktuellere Beschreibung der Stiftung „Ecken wecken“ bekommen. Sie lautet wie folgt:

    Die Stiftung „Ecken wecken“ wurde 2009 als rechtsfähige, gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts in Leipzig gegründet. Insg. ca. 30 ehrenamtlich engagierte Mitstreiter*innen sind in mehreren Partnerprojekten aktiv – organisiert primär in Form s.g. ‚Schwarmorganisationen‘.
    Die Stiftung „Ecken wecken“ möchte dazu beitragen, dass die Stadt Leipzig sich zu einem immer lebenswerteren, lebendigeren und umweltfreundlicheren Lebensraum entwickelt. Sie sieht insbesondere in starken Nachbarschaften das Potenzial, gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen und die Resilienz von Quartieren zu unterstützen.

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