Weitaus nachhaltiger will die Lösung von Karte von morgen sein – ihr Motto: „alles Gute auf einer Karte“, denn sie ist deutschlandweit und organisationsübergreifend nutzbar.
Wir haben ein Interview mit Helmut Wolman geführt. Der Mannheimer ist Mitbegründer der „Karte von morgen“ und derzeit Hauptkoordinator und Netzwerker.
Beschreibe in max. 3 Sätzen das Projekt, an dem Du gerade arbeitest
Die Karte von morgen (www.kartevonmorgen.org) ist eine Onlineplattform mit einer überregionalen Karte von nachhaltigen Initiativen und zukunftsfähigen Unternehmen.
Als NutzerIn finde ich heraus, wie und wo ich nachhaltig konsumieren und wo ich mich engagieren kann, sowie eine Bewertung über die Zukunftsfähigkeit der Orte. Die Karte lässt sich regional einsetzen, aber auch deutschlandweite Netzwerke werden damit abgebildet.
Nutzt Du eine bestehende Plattform-Lösung oder entwickelst Du etwas eigenes?
Wir haben verschiedene Open-Source-Bibliotheken genutzt, letztlich ist die Grundanwendung aber komplett selbst entwickelt. Gefühlt kam auch mit jedem neuen Programmieranlauf eine neue Programmiersprache auf den Tisch. Mit unserer jetzigen Umsetzung aus 2015 sind wir allerdings vorerst sehr glücklich.
Warum hast Du Deine Entscheidung so getroffen?
Open Source und Creative Commons waren für uns von Anfang an wichtig. Proprietäres wollen wir erst gar nicht in die Hand nehmen oder darauf aufbauen. Daher setzen wir auch auf die OpenStreetMap. Wir hoffen auch, dass wir eines Tages unsere Daten in OpenStreetMap einspeisen können.
Gibt es ähnliche Plattformen?
Wir sind seit 2012 an dem Projekt tätig. Zum damaligen Zeitpunkt gab es keine Plattform, die ähnliches ermöglicht.
Das Projekt uMap gab es damals bereits, war uns aber noch nicht haptisch genug. Was uns da in erster Linie fehlte, war die Bewertungsfunktion der Einträge sowie der Wikipedia-Ansatz – die Nachhaltigkeitskarte einer Stadt kann nicht einer Institution alleine gehören. Sie gehört der Allgemeinheit aller nachhaltigen KonsumentInnen und da eignet sich ein Crowd-System am besten.
Weitere Plattformen, die bereits existierten und uns inspirierten, jedoch nicht ausreichten, waren:
- greenmap.org – Tolle Icons (werden wir übernehmen), stammt aus New-York und hat weltweite Verbreitung. Die Plattform ist aber veraltet und es gibt weder Bewertungsfunktion noch die Möglichkeit als Crowd Regionen zu pflegen (Karte von morgen soll greenmap.org ersetzen, sobald jemand bei uns die Icon-Funktion entwickelt hat),
- bluepingu.de/regionallotse: Inhaltlich super, allerdings bräuchte jede Regionalgruppe, die so eine Karte in ihrer Region nutzen will, einen Computerfreak, der das installiert. Und dann hätten wir in ganz Deutschland Inseldatenbanken, sprich für jede Stadt eine Plattform, die wieder kein Mensch kennt,
- sowie diverse weitere, thematisch oder regional eingegrenzte Plattformen.
Was ist der Zweck der Plattform, die Du einsetzt?
Wir haben zwei Hauptzielgruppen:
- Auf der einen Seite haben wir lokale NutzerInnen, das sind StadtführerInnen, VertreterInnen von Transition Towns und Regionalgruppen. Diese Gruppe hat Interesse daran, aufzuzeigen, was es alles Zukunftsfähiges vor Ort gibt. Es sind also entwicklungspolitisch nachhaltige Initiativen, ökologisch oder sozial Engagierte usw.
- Auf der anderen Seite gibt es überregionale Initiativen, Netzwerke oder auch Konferenzen. Diese NutzerInnen-Gruppe möchte ihre TeilnehmerInnen und mitwirkende Projekte abbilden – nicht nur auf einer eigenen Karte, sondern aktualisierbar und offen.
BürgerInnen, neu Zugezogene, bewusste Konsumenten sind z.B. Erstsemesterstudierende, von denen es pro Stadt ein paar tausende gibt. Sie sind aufgrund unser eigenen Biographien eine naheliegende Zielgruppe, die gerade bei Mama ausgezogen ist und nun ganz neue Konsumgewohnheiten, hoffentlich mit der Karte von morgen, aufbauen.
In welchem Stadium befindet sich die Plattform (Idee, Prototyp, fertiges Produkt)?
Die jetzige Plattform ist der dritte Anlauf. Die beiden vorherigen Versionen haben wir sehr intensiv durchdacht – Zielgruppenanalysen, große Visionen, viel gezeichnet und designet. Die Methode Design Thinking haben wir auch eingesetzt. Nach einem Jahr wurde die Entwicklung allerdings abgebrochen, weil die Leute keine Zeit mehr hatten.
Aus diesen Erfahrungen haben wir gelernt. Wir haben mittlerweile einen „leanen“ Ansatz und damit einen voll nutzbaren Prototypen. Mittlerweile bauen wir nur noch Prototypen, die innerhalb von zwei Wochen nutzbar sind. Dieser Ansatz hat sich bewährt – auch jetzt konzipieren wir sämtliche neuen Funktionen immer so, dass sie innerhalb dieses Zeitfensters fertiggestellt werden können.
Wir bezeichnen uns noch so lange als Prototyp, bis wir Benutzeraccounts haben, an denen man Revisionen herausbekommen kann – also wer wann was geändert hat. Das ist für uns ein wichtiges Feature, um zukünftig Missbrauch zu vermeiden. Bislang haben aber wir Glück – wir haben super freundliche NutzerInnen und kein Spam.
Für welche Zielgruppe ist die Plattform gedacht?
Unser Design ist bewusst konservativ – manch eineR nennt es „Gummibärchen-Design“. Wir möchten mehr Menschen erreichen als die 10%, die jetzt schon regelmäßig bio kaufen. Vor allem die 80% der Menschen, die prinzipiell nachhaltig handeln würden, aber kein Vertrauen in die vorhandenen Lösungen haben. Zu diesem Thema haben wir auch zu Beginn u.a. mit Harald Welzer diskutiert, der uns dazu beraten hat. (Mind Behaviour Gap)
Durch die Medien haben viele Deutsche kein gutes Bild von der linken, chaotischen, Hippie-Ökoszene, die alles basisdemokratisch zu Tode diskutieren muss. Daher ergibt es aus unserer Sicht keinen Sinn, uns nach außen als radikal-ökologisch oder nervige WeltverbesserInnen zu positionieren. Wir wollen bewusst auch Konservative erreichen, also Menschen, die sich niemals als „öko“ bezeichnen würden, aber eigentlich auch keine Umweltzerstörung wollen. Wenn es hinreichend normal erscheint, auch mal in einem Regionalwarenladen einzukaufen oder im Bioladen um die Ecke, dann haben Menschen schon einmal einen Anknüpfungspunkt. Den Laden kennt man irgendwann und gewinnt an Vertrauen. In Mannheim funktioniert das hervorragend, wir erreichen dort auch das Kleinfamilienidyll – also Leute, die auch das Geld haben, nachhaltig zu kaufen.
Eine weitere große Zielgruppe bilden Studierende. Gerade bei Erstsemestern kommen zwei Aspekte zusammen – man ist neu in einer Stadt und ist erstmals verantwortlich für sein eigenes Handeln. Wir möchten an der Stelle sinnvoller Ratgeber sein für einen nachhaltigen Lebensstil.
Ich habe jetzt hauptsächlich die NutzerInnen beschrieben, die die Karte als Nachschlagewerk verwenden. Es gibt natürlich auch noch die NutzerInnen, die Einträge in der Karte vornehmen. Wir haben da eine sehr aktive Zielgruppe, die sich aus z.B. Transition-Town-Mitwirkenden, konsumkritischen Menschen und auch BildungsagentInnen zusammensetzt.
Wie erreicht Eure Benutzer?
- über Studierende – an den Unis sind einige RegionalpilotInnen
- über gedruckte Karten – in Mannheim liegen gedruckte „Karten von morgen“ in allen kartierten Läden aus
- über Facebook – hauptsächlich für den Kontakt mit Netzwerken
- über einen E-Mail-Verteiler, in dem ca. 600 Menschen aus Transition-Town-Initativen sind, sowie StadtführerInnen, Attac-Gruppen usw.
Was ist eigentlich eine Regionalpilotin?
Als RegionalpilotIn bezeichnen wir eine Person, die maßgeblich ihre Region kartiert, also z.B. Leipzig oder Friedrichshafen. RegionalpilotInnen kürzen wir liebevoll „#RegPis“ ab.
Wenn eine Person in der Region sehr aktiv ist, stellen wir den Kontakt her (wenn sie nicht bereits auf uns zugekommen ist) und unterstützen sie so gut wir können. Bspw. beraten wir, wie sich die Karte auf der eigenen Internetseite so einbinden lässt, dass nur die eigene Stadt dargestellt wird. In Zusammenarbeit kann dann auch eine Papierform der Karte entstehen.
Wir bringen die RegionalpilotInnen auch zusammen, damit sie sich gegenseitig kennenlernen können wie auf dem Wandel-Campus jeden Herbst. In Mannheim und hoffentlich bald in vielen Städten haben wir Ende Oktober bspw. so ein „Forum von morgen“. Dort treffen die Regionalpilot*innen, Unternehmer*innen, nachhaltige Konsument*innen etc. zusammen, tauschen sich aus, bilden Kooperationen und fällen auch Entscheidungen über Sonderfälle – sollen wir einen Laden eintragen, der „dunkelgrün“, also super ökologische Produkte verkauft, aber sich vehement gegen einen Betriebsrat wehrt?
RegionalpilotInnen bekommen übrigens auch eine eigene Stecknadel auf der Karte. Meist sind sie auch selbst lokale Akteure, also im Bereich Transition Town, Gemeinwohlökonomie usw.
Neben RegionalPilotInnen gibt es noch ThemenpilotInnen. Sie widmen sich überregional einem konkreten Thema oder einem Netzwerk, bspw. tragen sie alle Transition Towns im deutschsprachigen Raum ein oder Unverpackt-Läden.
Wie groß ist die Community der Plattform und wie aktiv ist diese?
Genau wissen wir das nicht. Das liegt daran, dass wir bewusst auf Tracking verzichten – wir verwenden also keine Cookies. Auf dem Server können wir lediglich sehen, wie viele Anfragen gemacht wurden. Das sind zwischen 1.000 und 10.000 Seitenaufrufe am Tag.
Für die Einträge habe ich aber einige Zahlen (Stand 05.09.2018):
- 3.200 Einträge (Initiativen und Unternehmen)
- 3.600 Hashtags
- 394 RegPis
- 20 aktive Städte
- 190 Städte mit mindestens eine*r/m aktiven Kartierer*in
- 203 Themenpiloten
Im Schnitt kommen etwa 7,5 Einträge am Tag hinzu und 2,6 Piloten (Regional- oder Themenpiloten).
Wir lernen auch täglich mindestens ein neues Netzwerk kennen. Ich hätte echt nicht gedacht, wie viele Netzwerke es in allen möglichen Lebensbereichen gibt: Lebensgemeinschaften, Konsumkritik (da gibt es sogar 10), Entwicklungspolitik, Faire Kleidung und, und, und.
Hat die Plattform einen thematischen Schwerpunkt?
Die Welt von morgen – also im Prinzip alles, was sich der sozial-ökologischen Transformation zugehörig fühlt.
Ansonsten sind wir eben nicht einseitig. Es gibt auch durchaus widersprüchliche Bewegungen – etwa Demeter-Landwirtschaft und Veganismus. Wir stellen alles dar, was es gibt, und über die Hashtags ist die Ansicht spezialisierbar.
Was sind die Kernfunktionen der Plattform?
- Einträge vornehmen: kartieren, bewerten und Hashtags zuordnen
- Suche: nach Regionen, Hashtags und freiem Suchbegriff
- Filter: nach Initiativen und Unternehmen
- Export / Schnittstellen:
- die Karte per Iframe auf der eigenen Internetseite einbinden
- eine Papierversion der Karte drucken (nach Rücksprache)
Der Bereich „Termine“ befindet sich noch in der Entwicklung genauso wie die Funktion „Changemaker“.
Da Changemaker Privatpersonen sind, bräuchten wir für deren personenbezogene Daten einen Schutzmechanismus, was sich mit unserem Open-Source-Modell nicht so verträgt.
Aber für eingeloggte NutzerInnen wird es vermutlich schon nächstes Jahr möglich sein, sich selbst einzutragen und andere Wandelakteure zu finden. In Kontakt sind wir übrigens auch mit der Community von „Pioneers of Change„, die für den Summit 2019 mit 20.000 TeilnehmerInnen gerne mit uns kooperieren will.
Wir werden auch kein eigenes Kalendertool entwickeln, sondern nur ermöglichen, dass man Termine-Feeds (iCal) einbinden kann. Viele Initiativen haben eigene Internetseiten und pflegen dort ihre Termine – wir können sie von dort einfach regelmäßig importieren.
Gibt es ähnliche Plattformlösungen / Mitbewerber?
Ja, es gibt super viele ähnliche Karten-Projekte, aber keines mit Wikipedia-Ansatz und Bewertungsfunktion!
Die TransforMap-Bewegung hat sich irgendwann einmal die Mühe gemacht, eine Liste von ein paar Tausend Plattformen zu erstellen. Viele dieser Karten sind super, aber regional begrenzt – z.B. Leipzig im Wandel. Solche Karten-Plattformen lassen sich auch für andere Städte / Regionen kopieren, sind aber nicht untereinander verbindbar sondern Inseldatenbanken.
Cool finde ich übrigens auch Communecter. Das hat unglaublich viele Funktionen, ist aber in der Benutzung zu kompliziert für unsere Zielgruppe. Bemerkenswert – da echt einfach zu bedienen – ist auch uMap aus Frankreich. Die ermöglichen das einfache Erstellen eigener Karten und personalisierte Icons (haben wir noch nicht, steht aber weit oben auf unserer Liste).
Neben den oben genannten Plattformen haben wir auch noch eine lange Liste – darauf auch Open Green Map aus den USA, die übrigens zukünftig unsere Software verwenden wollen.
Was ist das Alleinstellungsmerkmal der Plattform?
NutzerInnen können direkt loslegen zu kartieren, ohne zu wissen, was ein Iframe-Code ist, und ohne vorher fundamental zu diskutieren, was überhaupt auf die Karte darf. Dafür gibt es die Positivfaktoren (unser öffentliches Bewertungssystem).
Man kann entweder in einer bestimmten Stadt kartieren oder für überregionale Netzwerke – auf der gleichen Karte. Dadurch werden lokal unbekannte Pioniere kleiner Bewegungen automatisch lokal sichtbar und bekannt – der kleine Tauschladen von nebenan wird dadurch genauso sichtbar wie eine große Alnatura-Filiale.
Wie ist der technische Aufbau der Plattform?
Das Backend nennen wir „Open Fair DB“. Es umfasst eine MySQL-Datenbank mit einer in RUST programmierten API.
Wir haben schon einmal mit Graph-Datenbanken experimentiert, sind aber aufgrund unseres oben beschriebenen Lernprozesses wieder auf pragmatische Lösungen zurückgekommen. Aktuell haben wir nur ca. 3.000 Einträge in der Datenbank. Wenn das irgendwann viele mehr werden, brauchen wir wieder eine schnellere Datenbank-Lösung
Unsere Schnittstelle zur OpenStreetMap mussten wir aus Performancegründen wieder abschalten, denn wenn alle 20.000 Einträge an bio und fairen Orten importiert werden, braucht eine Suchanfrage fast eine Minute. Das hält heute keinE NutzerIn mehr aus.
Das Frontend ist in Javascript (Node.js) entwickelt und verwendet „Leaflet“ für die Kartendarstellung.
Ist die Plattform eine Open-Source-Lösung?
Ja, das ist auch unsere Grundphilosophie.
Den Quellcode von Open Fair DB und vom Frontend gibt es frei zum Download und zur Mitarbeit (!) auf GitHub:
https://github.com/flosse/openfairdb
https://github.com/flosse/kartevonmorgen
Hat die Plattform Schnittstellen?
Ja, die Open Fair DB stellt eine REST-API zur Verfügung, die vom Frontend genutzt wird. Eine Nutzung durch andere Anwendungen ist nach Absprache möglich.
Wir sind auch mit verschiedenen anderen SchnittstellenanbieterInnen in Kontakt, u.a. Commons API und Transition Connect – die finden wir sehr spannend.
Wie ist das Geschäftsmodell der Plattform?
Bislang sind wir ehrenamtlich tätig und haben mehrere Fördergelder erhalten. Auch haben einige Netzwerke mal eine Übersetzung in einer anderen Sprache gebraucht und die Umsetzung bezahlt, was die Entwicklung sehr beschleunigt hat. Wir erhalten hin und wieder Spenden – darüber sind dann Weiterentwicklungen möglich.
Wir überlegen gerade, ob wir über Unternehmensprofile Einnahmen generieren könnten. Etwa dadurch, dass wir Zusatzfunktionen – z.B. das Hochladen von Fotos des eigenen Ladengeschäfts – kostenpflichtig machen.
Ansonsten halten wir großflächige Werbung auf unserer Plattform nicht für passend.
Eine Vision für die Zukunft wäre, dass wir die Finanzierung wie beim Solawi-Prinzip mit den teilnehmenden Netzwerken tragen.
Was ist die Historie der Plattform?
Ihren Ursprung hat Karte von morgen in einem Projekt von „Ideen³“. Der Verein hat 2012 den „Bewegungsmelder“ ins Leben gerufen – eine erste Karte, deren Umsetzung durch die Berliner Medienagentur Sinnwerkstatt erfolgte. Übrigens gab es da auch einen Teamroom, der fast so eine Art Vorgänger von WECHANGE gewesen ist.
Seit 2013 haben wir ehrenamtlich daran gearbeitet. Insbesondere David Ziegler und Markus Kohlhase haben die Weiterentwicklung getragen. Parallel haben die beiden das Unternehmen Slowtec gegründet, das seitdem den rechtlichen Rahmen für Programmieraufträge bildet. Richtig viel Geld ist dabei aber nicht im Spiel…
Anfang 2014 gab es Konzept & Design und 2015 dann den Onlinegang der aktuellen Version. Seit Anfang 2018 gibt es eine englische Version und seit Mitte diesen Jahres auch eine Printfunktion.
Wer steht hinter der Plattform?
Das „Kernteam“, würde ich sagen, besteht derzeit aus Louisa (Bildungsagentin, Wien), David (Stuttgart) und mir (Helmut). Wir telefonieren mehrmals pro Woche und stimmen alles ab.
Und unsere Regional- bzw. ThemenpilotInnen tragen natürlich maßgeblich zum Erfolg der Plattform bei.
Darüber hinaus sind wir ein großes, soziokratisch organisiertes Team von EhrenamtlerInnen aus ganz Deutschland. Bis 2016 waren wir sogar noch diverser, bei einigen kamen dann u.a. Abschlussarbeiten vom Studium dazwischen.
Wo ist die Geschäftsstelle der Plattform?
Ideen³ sitzt in Alfter bei Bonn. Da ist der rechtliche Sitz. In unseren regionalen Gruppen in Stuttgart und Mannheim passiert allerdings das meiste. Ich arbeite auch von zuhause aus. Wir haben also kein fancy Büro, das unnötig viel Geld kostet.
Welche Rechtsform habt Ihr?
Karte von morgen ist ein Projekt von Ideen³ – das ist ein gemeinnütziger Verein, in dem ich eine Vorstandsrolle trage.
Die Softwareentwicklung erfolgt durch Slowtec GmbH, die den Code immer Open Source verfügbar macht.
Gerade freuen wir uns über Austausch mit anderen Plattformen bzgl. Aufbau einer gemeinsamen Dachorganisation. Mit WECHANGE könnte ich mir so etwas z.B. vorstellen.
Wünscht Ihr Euch Unterstützung?
Ja, jedeR LeserIn kann direkt RegionalpilotIn oder ThemenpilotIn werden: Trage alle zukunftsorientierten Orte aus Deiner Region in der Karte ein und melde Dich bei uns!
Wir freuen uns auch über ProgrammiererInnen, die sich an der Entwicklung der Plattform beteiligen wollen.
Und wir können auch Förderer gebrauchen, die mit uns gemeinsame Projekte durchführen und/oder uns finanziell unterstützen wollen.
Kooperiert Ihr mit weiteren Partnern?
Wir kooperieren mit unendlich vielen Partnern und sind ziemlich gut vernetzt.
Mit einzelnen Transition Towns sind wir in regem Austausch, z.B. Nürnberg. Von Bluepingu haben wir uns auch bei der Entwicklung der Karte inspirieren lassen. Dann wäre noch Ökoligenta zu erwähnen, die Naturfreunde-Jugend oder die BUND-Jugend – die z.B. die Stadtrundgänge „Weltbewusst“ entwickeln. Auch mit Engagement Global sind wir hinsichtlich Kartierung entwicklungspolitischer Bildungsarbeit, fairen Klamottenläden, Repaircafés usw. im Austausch.
Was sind die nächsten Schritte für die Plattform?
Projekttechnisch kommt es darauf an, ob unser Förderantrag für das Programm „No Planet B“ angenommen wird. Technisch haben wir als nächstes auf unserer Liste:
- Diskussionsfunktion bei den Positivfaktoren für einen Online-Dialog über Nachhaltigkeit
- Terminfunktion
- Icons
- Bearbeiten & Löschen von Bewertungen
- Löschen von Kommentaren
Was ist Dein Fazit zur Plattform?
Für mich persönlich bedeutet das Mitwirken bei Karte von morgen, dass ich durch die Karte einen Zugang zur ganzen Welt bekomme. Mir macht es unglaublich viel Spaß, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die zukunftsorientiert handeln.
Ich bin dafür auch viel auf Seminaren und Konferenzen unterwegs – als größte und wirkungsvollste empfand ich übrigens das makers4humanity-Lab 2018. Am liebsten wäre ich überall mit dabei, denn es ist sehr vielfältig, was sich gerade tut. Man hört in den Medien so gut wie nichts davon, aber es gibt wahnsinnig viele gute Projekte und spannende Menschen! Durch die Karte kann ich sie alle unterstützen und bin so eigentlich Teil fast jedes Wandel-Projektes in Deutschland. Das ist mega schön, so muss ich mich nicht für eines entscheiden.
Für das Projekt würde ich sagen, dass Finanzierung immer schwierig ist. Online sind die Menschen alles kostenlos gewöhnt. Und es gestaltet sich schwierig, groß zu investieren und riesige Projekte in Angriff zu nehmen. Ich finde es besser, wenn es sich tröpfelnd aber kontinuierlich weiter entwickelt, als wenn wir uns von Banken abhängig machen oder uns über Millionenförderung von der EU streiten. Und Geld macht blind, ohne Geld bleiben wir stets offen für neue Ideen und Kooperationen, was dem Projekt hilft. Denn wir wollen ja Neues entdecken und ALLE vernetzen.
Ein wunderbares Phänomen, das ich gerade sehr wertvoll finde, ist, dass Menschen in Nachhaltigkeits-Kontexten miteinander kooperieren. Früher gab es zwischen den Öko-Geschäften mitunter Konkurrenz. Durch das Kartieren durch neutrale Promotoren entsteht bei den Menschen aber zunehmend Begeisterung für mehr Kooperation und weniger Konkurrenzdenken. Ich freue mich darüber, mit anderen AkteurInnen gemeinsame Projekte umzusetzen, Menschen zu treffen und Synergien zu fördern.
Dadurch, dass Ihr beim green net project keine eigene Plattform habt – vom Blog mal abgesehen – empfinde ich Euch übrigens als noch neutraler und objektiver. Ich bin sehr dankbar dafür, was Ihr gerade tut. Lasst uns gerne mehr zusammenarbeiten!