Veranstaltungsrahmen
Die Konferenz für eine bessere Welt fand am 18./19.08.2018 auf dem Gut Karlshöhe in Hamburg statt.
Das Hamburger Umweltzentrum Gut Karlshöhe bezeichnet sich selbst als eine „grüne Oase“ im Norden Hamburgs und umfasst eine Fläche von 9 Hektar. Dort befinden sich neben einem Gutshof und einem Wald mit „Entdeckerrundweg“ auch Schafwiesen, ein Bauerngarten, eine Streuobstwiese und ein Hof-Restaurant, das warme Mahlzeiten serviert. Getragen wird das Gut Karlshöhe von der Hamburger Klimaschutzstiftung.
Es gab mehrere Räumlichkeiten (Scheune, Stall und Imkerhaus), die für die Konferenz genutzt werden konnten.
Warum gibt es die Konferenz?
Die Initiative „Für eine bessere Welt“ wird von Ilona Koglin und Marek Rohde getragen. Die Umsetzung der Konferenz erfolgte in Kooperation mit dem Alternation e.V. und dem Gut Karlshöhe bzw. der Hamburger Klimaschutzstiftung.
Die diesjährige Konferenz ist die zweite ihrer Art. Eine erste Veranstaltung erfolgte bereits 2014 in Hamburg – mit dem Ziel, engagierte Menschen in NGOs, Social Businesses, Vereinen, Bürgerbewegungen und Gemeinschaften zu unterstützen. Neben den Konferenzen betreibt die Initiative „Für eine bessere Welt“ auch ein Online-Magazin, eine Online-Akademie sowie einen Video-Channel und bietet Workshops an.
Die Konferenz soll AkteurInnen unterstützen und auch bislang weniger engagierte Menschen motivieren, Teil des öko-sozialen Wandels zu werden.
Wer hat teilgenommen?
Zur Konferenz kamen ca. 270 TeilnehmerInnen. Aus unserer Sicht überwiegend aus dem Hamburger Umfeld, es gab aber auch BesucherInnen aus Berlin und „sogar“ aus Süddeutschland. Da die Veranstaltung zwei Tage umfasste, gab es neben einem Wochenend-Ticket auch die Möglichkeit, Tageskarten zu erwerben. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf dem Gelände nicht – entsprechend verschwanden viele TeilnehmerInnen am Samstagabend recht zügig.
Unter den eingeladenen Talk-Gästen befanden sich einige bekanntere Persönlichkeiten wie Friederike Habermann und Fabian Scheidler.
Ablauf der Veranstaltung
Die Veranstaltung hat sich in vier Themenstränge gegliedert:
- Denken – gesellschaftliche Problemfelder und Lösungsmöglichkeiten in Talks aufzeigen
- Lernen – Workshops zu Lösungen für die Projektarbeit
- Träumen – mit Hilfe von Kreativtechniken Visionen für eine bessere Welt schärfen
- Wandeln – direkte Aktionen für eine bessere Welt
Und ein wichtiger Aspekt ist vor allem die Vernetzung, also mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen.
Jeder Themenbereich war einem konkreten Ort auf dem Gelände zugeordnet, Talks (Denken) fanden z.B. immer in der offenen Scheune statt, Workshops in der Scheune usw.
Die Programmpunkte waren jeweils auf eine Länge von anderthalb Stunden festgelegt. Nach jedem Block gab es eine kurze Pause zum Plaudern oder um sich auf dem naturnahen Gelände etwas zu erholen.
Interessant war auch die „Speakers Corner“ – ein Vernetzungsevent, auf dem Menschen dazu eingeladen waren, ihre Projekte untereinander bekannt zu machen. Aufgrund des interaktiven Charakters gab es hierzu im Vorfeld kein Programm.
Inhalte der Konferenz
Talks
In der Scheune fanden insgesamt sechs Talks statt. Diese waren so aufgebaut, dass zwei TeilnehmerInnen auf dem Podium saßen und von einer Moderation begleitet wurden. In der ersten Dreiviertelstunde wurden Problemfelder beleuchtet, in der zweiten ging es um konkrete Lösungsmöglichkeiten. Interessant waren hierbei interaktive Elemente. In beiden Gesprächsphasen wurden die ZuhörerInnen um Redebeiträge gebeten, um Impulse zu geben oder von eigenen Erfahrungen zu berichten. Im Anschluss hatten die PodiumsteilnehmerInnen die Möglichkeit, Stellung zu beziehen oder ein Fazit zu ziehen.
Jeder Talk hatte ein spezielles Thema: vom „inneren Wandel“ ging es über „anders konsumieren“ bis hin zur „globalen Gerechtigkeit und Umweltschutz“.
Die Talks wurden parallel durch Jeanine Reble visualisiert (Graphic Recording). Auch die Künstlerin hat am Ende jedes Talks eine Zusammenfassung der visualisierten Grafiken bzw. des Gesprächs aus ihrer Perspektive gegeben.
Workshops
Es gab eine Reihe Workshops, die einerseits konkrete Tools vermitteln sollten (lernen), aber auch durch Kreativitätstechniken einen Blick ins Übermorgen zu werfen ermöglichten (träumen).
Dieses Mal haben wir nicht als neutrale Beobachter an der Konferenz teilgenommen, sondern haben selbst zwei Workshops gegeben.
Markus hat zum Thema „Stressfrei arbeiten mit Online-Tools“ referiert und hat mit den TeilnehmerInnen nach bedarfsgerechten Online-Lösungen für ihren Projektalltag gesucht.
Markus beschreibt seinen Workshop so:
„Im Projektalltag werden immer wieder Tools benötigt, um Dokumente zu teilen, Aufgaben zu verwalten und sich online auch zwischen Arbeitstreffen auszutauschen. Ich habe einige digitale Werkzeuge vorgestellt und deren Vor- und Nachteile je nach Anwendungsfall erläutert.
Die Gruppe hatte starkes Interesse daran, einen Überblick über vorhandene Tools zu erhalten. Somit lag der Fokus eher auf dem Wissensaustausch als auf einer Zusammenstellung eines Toolkits für einen konkreten Anwendungsfall.“
Andreas gab eine Einführung in das Thema „Soziokratie 3.0“. Neben der Vermittlung der Grundlagen wurden direkt Redekreise mit soziokratischer Moderation angewendet.
Andreas hat als Workshop-Leiter folgende Erfahrung gemacht:
„Ich fand den Zuspruch zum Workshop total klasse. Die TeilnehmerInnen haben gut mitgemacht und waren sehr interessiert.
Im Workshop hat sich aber auch gezeigt, dass 90 Minuten für so ein umfangreiches Thema zu kurz sind. Ich fände es wünschenswert, das nächste Mal zweistündige Blöcke festzulegen oder einen ganzen Nachmittag für ein bestimmtes Thema freizuhalten. Das geht natürlich einfacher, wenn mehr Menschen teilnehmen und mehr Räume zur Verfügung stehen.“
Wandeln – Aktionen zum Mitmachen und Weltverändern
Neben den Talks und Workshops gab es auch einige Angebote für die Menschen, die sofort ins Handeln kommen wollten. U.a. wurden sog. „Saatgut-Bomben“ für die Artenvielfalt gebaut, eine Wildkräuter-Wanderung gemacht, Meditieren geübt, Feuer gemacht und ein Stop-Motion-Film gedreht.
Schnippelparty
Zum Abschluss der Konferenz wurde gemeinsam gekocht. Durch eine Kooperation mit Foodsharing und einer Hamburger Solawi-Kooperative sind Berge von Lebensmitteln zusammengetragen worden. Wer mitkochen wollte, durfte mitschnippeln. Gekocht und gegessen wurde im Freien – es war noch angenehm warm und das Ambiente idyllisch.
Unser Fazit
Markus sagt dazu:
„Was mich total begeistert hat, ist der Ort. Das Gut Karlshöhe ist einfach wunderschön und da das Wetter sommerlich warm war, hatte der Ort ein romantisches Flair von bäuerlichem Leben auf dem Lande.
Sehr positiv aufgefallen ist mir die hervorragende Struktur der Konferenz. Man merkt, dass viel Konzeptarbeit eingeflossen ist, und organisatorisch ist es aus meiner Perspektive sehr professionell abgelaufen. Das ist nicht gewöhnlich für eine Konferenz, die erst zum zweiten Mal stattfindet und die ein relativ kleines Organisationsteam von ca. 5-10 Menschen hat. Hierfür schon einmal alle Achtung!
Technisch einziges Manko während meiner Präsentation von Online-Tools war die schwache WLAN-Verbindung. Für Veranstaltungen, auf denen viel online gearbeitet wird, empfehle ich den Einsatz größer dimensionierter WLAN-Router. Einige Veranstaltungen kooperieren bspw. mit örtlichen Freifunk-Initiativen, um eine reibungsfreie Internetverbindung zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist allerdings zu erwähnen, dass der Schwerpunkt dieser Konferenz nicht auf Online-Aktivitäten lag, sondern auf dem Erleben vor Ort. Man konnte also getrost sein Handy zuhause lassen.
Mich haben einige Thesen aus den Talks stark inspiriert. Bspw. hat Fabian Scheidler auf meine Frage, was nun eigentlich für den öko-sozialen Wandel wichtig ist, den Fokus erneut auf das Thema Klimawandel gerichtet. Das sei wirklich dringend, alle anderen Themen hätten auch Handlungsbedarf – aber beim Klimawandel laufe uns die Zeit davon.“
Andreas schließt mit seinem Fazit zur Veranstaltung an:
„Im Allgemeinen fand ich die Veranstaltung super und sehr gelungen. Ich drücke die Daumen, dass die Veranstaltung weiter wachsen und sich entwickeln kann. Auch der Ort hat mir sehr gut gefallen.
Ich hätte mich gefreut, wenn das Café noch aktiver mit eingebunden wäre. Dort gab es vereinzelt Parallelveranstaltungen, wodurch uns ein paar logistische Schwierigkeiten entstanden sind.
Mir ist aufgefallen, dass die TeilnehmerInnen am Abend recht schnell verschwanden. Ich hätte gerne mehr Zeit mit ihnen verbracht. Bei der nächsten Konferenz würde ich gleich am Freitag starten, um sich direkt kennenlernen zu können. Schön fände ich ein entspanntes Zusammensein, z.B. mit einem Lagerfeuer oder gemeinsamen Singen. Möglicherweise kann man die Schnippelparty auch direkt vorziehen.
Was ich auch gut fände, wäre ein plenumsartiger Austausch zwischen den Talk-Gästen und ReferentInnen, zum einen für ein offenes Fazit im Anschluss und zum anderen vielleicht im Vorfeld, um sich auf einen gemeinsamen roten Faden zu einigen – damit die Workshops und Talks nicht wie eine Zusammenstellung von Themen wirken, sondern als ein zusammenhängendes Ganzes.
Alles in Allem fand ich die Grundenergie, die dort geherrscht hat, sehr positiv und wohltuend. Ich bin davon begeistert, viele interessante Menschen kennengelernt zu haben und in einen inspirierenden Austausch gekommen zu sein.“
Abschließend möchten wir Ilona, Marek und dem gesamten Orga-Team für die schöne Veranstaltung danken!
Zitat: „Bspw. hat Fabian Scheidler auf meine Frage, was nun eigentlich für den öko-sozialen Wandel wichtig ist, den Fokus erneut auf das Thema Klimawandel gerichtet. Das sei wirklich dringend, alle anderen Themen hätten auch Handlungsbedarf – aber beim Klimawandel laufe uns die Zeit davon.“
Das ist auch für mich eine interessante Fragestellung. Wo ist denn eigentlich der geeignete Ort, um so eine Frage sichtbar in der Wandelbewegung aber außerhalb von Konferenzen zu diskutieren? Hier in den Kommentaren?
Das Diskussionsthema für mich ist: Was bedeutet „Fokus“ und „Klimawandel“? Geht es für uns als Wandelbewegung darum, die Regierungen dieser Welt dazu zu bewegen, die unmittelbaren Ursachen des Klimawandels einzudämmen/ zu stoppen? Also den Umgang mit fossilen Ressourcen deutlich zu verändern?
Oder müssen wir davon ausgehen, dass staatliche Strukturen in der bestehenden Gesellschaftsform nicht in der Lage sein werden, kurzfristig grundsätzliche Änderungen herbeizuführen? Und dass wir deshalb die tatsächlichen, mittelbaren Ursachen des Klimawandels (schnell) angehen müssen? Also die Veränderung unserer Gesellschaftsform?
Die dritte Möglichkeit „Resignation“ ist nicht vereinbar mit dem Namen der Bewegung, daher lasse ich sie weg.
Gute Frage. Wo findet dieser Diskurs statt? Ich vermute das passiert derzeit ausschließlich dezentral.
Mir gefällt übrigens die Herangehensweise von Connected Awareness, die ein „Prozessdokument“ erstellt haben, wo ganz viele Thesen für das Selbstbild der Wandelbewegung und zur zukünftigen Entwicklung stehen.
War eine sehr schöne und gelungene Veranstaltung, an die ich gerne zurückdenke. Auch Euer Workshop über Alternativen zu den herkömmlichen digitalen Angeboten war äußerst hilfreich. Habe auch einen Artikel zur Konferenz auf meiner neuen Website anotherworld.site gepostet, auf der es um Visionen einer Welt von morgen und eine mögliche Umsetzung geht.