Bits und Bäume 2018 – Unser Erlebnisbericht

Die Digitalisierung hat viele Vorteile, bringt aber massive soziale und ökologische Probleme mit sich. Die „Ökos“ arbeiten zwar seit Jahrzehnten an Alternativen, aber haben keine Ahnung von Technik. Auf der Konferenz „Bits & Bäume“ sind sich diese scheinbar vereinzelt agierende Gruppen begegnet und haben gemeinsame Positionen entwickelt.

Veranstaltungsrahmen

„Bits & Bäume“ – die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit – fand am 17.11. und 18.11.2018 an der TU Berlin statt. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom folgenden Trägerkreis:

Gefördert wurde die Konferenz durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Begleitung erfolgte durch den Medienpartner Netzpolitik.org.

TrägerInnen-Kreis der Bits & Bäume bei der Eröffnung – CCBY Santiago Engelhardt

Sinn der Veranstaltung

Bei der Veranstaltung „Bits & Bäume“ sollten Digital- und NachhaltigkeitsaktivistInnen aufeinander treffen, um Verbindungen entstehen zu lassen oder um bereits bestehende Energien auszubauen. Die beiden Tage wurden so angelegt, dass ein Raum für Austausch geschaffen und daraus Anregungen gezogen werden sollten für den Bedarf und die Ausrichtung zukünftiger Veranstaltungen.

Ablauf

Auf zwölf Räume und fünf Bühnen verteilten sich mehr als 130 Podiumsdiskussionen, Vorträge und Workshops. Das Programm unterteilte sich in sieben Themenstränge, die vom Veranstalter vorgegeben waren: Alternatives Wirtschaften, Daten & Umwelt, die ganz große Fragen, die materielle Basis, digitaler Kapitalismus, Stadt-Land-Smart, Zivilgesellschaft & Communities. Im Lichthof der TU Berlin hatten sich über drei Etagen 36 Infostände verteilt – das sogenannte „Forum“.

Wer war dabei?

Im Vorverkauf wurden bereits 1.500 Tickets ausgegeben und vor Ort trafen sich letztendlich um die 1.700 Interessierte.

Wir waren als ProzessbegleiterInnen von fairmove-IT zusammen mit dem Wandelbündnis an einem Forumsstand vertreten und haben einige Veranstaltungen besucht.

Forum im Lichthof der TU-Berlin – CCBY Santiago Engelhardt

Inhalte

Neben den vielen Gesprächen an den Forumsständen haben wir folgenden Veranstaltungen beigewohnt – anbei ein kleiner Überblick mit entsprechender Verlinkung:

Philosophischer Salon mit Nocum, Zahrnt, Welzer und de Decker – CCBY Santiago Engelhardt
  • Workshop: „Bau Dir Deine Utopie! Ökodigitale Gesellschaftsentwürfe im Wettstreit“ (Philipp P. Thapa, Basanta Thapa)
  • Podiumsdiskussion: „Organisiert Euch! Wie wir voneinander lernen & zusammen wachsen“ (Elenos, Elizabeth Calderón Lüning, Evelyn Linde, Maria Reimer, Melzai)
  • Forumsstand des Interdisziplinären Masterstudiengangs Transformation Design der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig: In der Transformation Design Kitchen wurden Spiele mit dem Besucher durchgeführt. Unter anderem gab es die Aufgabenstellung, im Internet nach einem Begriff zu suchen, und daraufhin wurde untersucht, inwieweit das Ergebnis die Wahrnehmung und die Gefühle beeinflusst.
  • Abschlussgespräch mit den VertreterInnen der Trägerorganisationen über deren Forderungen: „Eine andere Digitalisierung ist möglich!“ (Elisa Lindinger, Carla Noever, Erik Albers, Hendrik Zimmermann, Andrea Vetter, Helene Pinsuwan)

Als Abschluss der Konferenz sollten vor allem die Forderungen an die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft formuliert werden, um diese in die Welt zu tragen:  Die Digitalisierung sollte gemeinwohlorientiert sein, die Wandelakteure sollten die Digitalisierung besser verstehen und als Werkzeug nutzen lernen, die Digitalisierung soll ökologisch verträglich gestaltet werden und die entstandenen digitalen Monopolmächte sollten durch die Politik einen Rahmen vorgegeben bekommen. Der Medienpartner der Bits & Bäume hat dazu einen Artikel auf seiner Seite veröffentlicht. Wir stellen uns zugleich die Frage, inwieweit diese Forderungen nun nach außen getragen werden.
Der Chaos Computer Club e.V. hat auf seiner Webseite viele spannende Aufzeichnungen der Konferenz der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

10 Forderungen für eine nachhaltige Entwicklung der Digitalisierung – CCBY Santaigo Engelhardt

Unser Fazit

Zunächst einmal ist zu sagen, dass wir davon überwältigt waren, wie viele Menschen und Organisationen vor Ort gewesen sind. Dass die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit so viele Menschen anziehen, hätten wir nicht erwartet.

Es gab einige Dinge, die wir in dieser ersten Konferenz allerdings ausbaufähig finden.

Zur Programmgestaltung – Viele Workshops liefen parallel, die Inhalte waren sehr komprimiert und es blieb wenig Zeit. So hatten wir öfters das Gefühl, etwas zu verpassen. Einige Workshops, auf denen wir waren, hatten so viele TeilnehmerInnen, dass die Räumlichkeiten dafür knapp wurden. Es spricht für die Attraktivität der Formate – aber auch für die nicht immer passenden Raumgrößen. Bei so viel Programm bestand auch der Wunsch nach Rückzug und Ruhe – ein Ruheraum wäre hier sehr hilfreich.

Zum Inhalt – Es gab einige spannende Beiträge – andere Panels hingegen fanden wir regelrecht enttäuschend. Gerade das Panel „Organisiert Euch“, an das wir hohe Erwartungen hatten, konnte uns inhaltlich nicht überzeugen. Hier lässt sich die Auswahl der Podiums-Teilnehmenden sicherlich optimieren, um einen möglichst spannenden Austausch sicherzustellen. Möglicherweise sind auch andere Formate geeigneter, um noch mehr greifbare Ergebnisse zu erzielen.

Zur Logistik – Hier ist noch einiges an Potenzial. Beschilderungen und Raumpläne wurden erst im Verlaufe der Konferenz ausgehängt. Das war anfangs für die Ankommenden etwas verwirrend. Je eher und klarer, desto besser. Angesichts des immensen Andrangs wirkten die VeranstalterInnen ebenso überwältigt wie wir. So kam es mitunter dazu, dass man mittags fast eine Stunde in der Essensschlange stand. Das lässt sich bestimmt optimieren. Ebenso würden wir uns als KaffeetrinkerInnen sehr darüber freuen, mehrere Kaffee-Ecken zu haben.

Zum Forum – Der Lichthof sah sehr beeindruckend aus, auch die Beleuchtung war interessant. Und die künstlerischen Ansätze lassen sich gerne noch ausbauen – wir könnten uns einen stärkeren visionären Ausstellungscharakter gut vorstellen. Die Infostände der einzelnen Initiativen waren leider auf mehrere Etagen verteilt – und das wusste nicht jedeR. Der Stand der Free Software Foundation Europe war bspw. im obersten Geschoss und am weitesten von einem Veranstaltungsraum entfernt. Entsprechend wenige BesucherInnen verirrten sich dorthin. Wir fänden es kommunikativer, die Stände so zu platzieren, dass man zwangsläufig daran vorbeilaufen muss – z.B. nur auf einer Etage auf den Gängen zwischen den Räumen. Netzwerk-Gespräche waren am Stand möglich und wir hätten uns weitere Rückzugsräume gewünscht, wo man entspannt miteinander sitzen und einen Kaffee oder ein Bier miteinander trinken kann.

Zur Zielstellung – Es ging darum, beide Bereiche „Bits“ und „Bäume“ miteinander bekannt zu machen. Die Programmgestaltung ließ es jedoch zu, sich ausschließlich mit Digitalthemen oder Nachhaltigkeitsthemen zu befassen. Wir fänden hier Formate spannend, in denen beide Bereiche zwingend miteinander kommunizieren müssen. Die Party am Samstagabend darf gerne noch etwas einladender gestaltet werden – mehr Sitzmöglichkeiten, mehrere Bars. So kann man sich abends noch mit den anderen TeilnehmerInnen austauschen und gemeinsam etwas trinken.

Eröffnung der Bits & Bäume im Hörsaal – CCBY Santiago Engelhardt

Neben den verbesserungsfähigen Punkten gibt es sehr viele Dinge, die gut bis fantastisch gelaufen sind:

  • Es waren wahnsinnig viele Organisationen da.
  • Man traf viele bekannte, aber auch einige neue Gesichter.
  • Wir konnten mit fairmove-IT weitere AnsprechpartnerInnen finden.
  • Die Hörsaalräume waren sehr gut geeignet für die Großveranstaltungen.
  • Es gab Übersetzungen für Redner und Zuhörer.
  • Alle Publikumsfragen wurden für alle gut verständlich mit Mikrofon gesprochen.
  • Es gibt frei verfügbare Videoaufzeichnungen von allen Veranstaltungen, sie waren auch live mitzuerleben, auch ohne Ticket.
  • Der Zeitplan hat super funktioniert, wenngleich das Mittagessen zu Verzögerungen führte.
  • Die Workshopräume waren gut ausgestattet, also solide mit Flipchart, Stiften und Co.

Wir blicken gespannt auf eine zweite Bits & Bäume-Veranstaltung im kommenden Jahr. Da das Format offen zum Mitgestalten einlädt, haben wir Lust, ein eigenes Panel zu organisieren. Dort ließen sich dann die Ergebnisse unserer „Promi-Interviews“ aus der Themenreihe „Digitalisierung und Zivilgesellschaft“ diskutieren und weiterentwickeln. Wir freuen uns darauf!

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