Sebastian Gampe zum aktuellen Stand des FairCoin

Das green net project hat bereits im Mai 2018 vom FairCoin, die faire Kryptowährung, berichtet.

Ein paar Worte von Sebastian Gampe, als Teil der FairCoin Community und Mitbegründer der Gruppe FairCoin FreeVision

Zielsetzung

FairCoin stellt eine dezentrale Digitalwährung dar, welche die Möglichkeiten einer Blockchain ökologisch verträglich bereitstellt. Das Netzwerk wird dabei durch miteinander kooperierende Netzwerkknoten verteilt verwaltet. Da es sich um eine dezentrale, frei nutzbare Digitalwährung handelt, gibt es keine einschränkende Festlegung der Nutzung oder Zielsetzung von FairCoin.

Aktueller Stand

Orientierungspunkt großer Teile der FairCoin Community ist die Erschaffung einer kooperativen Kreislaufwirtschaft, u.a. über Projekte wie fair.coop, komun.org. Die Erfahrungswerte der vergangenen 3 Jahre zeigen, dass der Aufbau einer solchen kooperativen Kreislaufwirtschaft einen ziemlich steinigen Weg darstellt, welcher nicht so leicht gemeistert werden kann. Ich halte die Schrittweiten vom Ausgangs- zum hoch ambitionierten Zielpunkt für zu groß. Das belegen auch die Ergebnisse der vergangenen 3 Jahre, in denen die Nutzung trotz vieler Anstrengungen leider rückläufig war.

Pragmatismus vs. Idealismus

Aus diesem Grund haben sich um FairCoin weitere Projekte wie FairCoin FreeVision mit dem Ziel gebildet, die Machbarkeiten durch kleinere Schritte und mehr Pragmatismus statt Idealismus zu erhöhen. Es gilt, den ersten wichtigen Schritt weg von der Nutzung konventioneller Fiatwährungen hin zur täglichen Nutzung von alternativen Währungen zu gehen. Hierbei sehe ich vor allem Regionalwährungen / Lokalwährungen und diverse weitere soziale Währungen als wichtige Elemente, um diesen Schritt gehen zu können. Ein Schwachpunkt in vielen Alternativwährungen ist für mich der komplementäre Charakter und die Referenzierung über konventionelle Fiatwährungen wie Euro. Bei FairCoin führte eine solche Referenzierung belegbar zu einem deutlichen Rückgang der Nutzung von FairCoin, weil ein Rücktausch zu Euro nicht mehr möglich war, dieser Schritt gerade in der Anfangsphase für viele Händler von existenzieller Bedeutung ist.

Alternativwährungen, vor allem Regionalwährungen, so richtig und nützlich sie auch sind, werden wohl nur in wenigen Bereichen geschlossene Kreisläufe erreichen können, weil ein übergeordneter / überregionaler Austausch oftmals nicht vorgesehen ist. Dies führt in Summe zu vielen verschiedenen Systemen, welche in sich geschlossen sind und nicht selten auch nur so funktionieren.

Was ich im Bereich von Alternativwährungen erlebe, ähnelt einem Wettbewerb um die besten Alternativwährung, weniger aber einer kooperierenden Kreislaufwirtschaft. Auch wenn die Bereitschaft zur Kooperation untereinander nicht selten groß ist, so verhindern systemische Inkompatibilitäten den Austausch untereinander.

In Systemen, welche nur durch strikte Abschottung funktionieren, sehe ich wenig Zukunft, weil sie die Kooperation erschweren, die Kooperationsfähigkeit aber einen wesentlichen Schlüssel zum Erfolg im Aufbau einer Kreislaufwirtschaft darstellt. Ferner halte ich eine gänzliche Abschottung, in denen Werte transferierbar sind, für nicht möglich und nur durch ein hohes Maß an Kontrolle und Überwachung zuverlässig erreichbar.

FairCoin hat sich deshalb von Beginn an für ein offen und frei nutzbares System entschieden, welches zwar den Missbrauch als Spekulationsobjekt möglich macht, aber auf der anderen Seite einen kooperativen Austausch ebenso ermöglicht. Da FairCoin keine Komplementärwährung darstellt bzw. darstellen möchte und es keine grundlegend feste Bindung an konventionellen Währungen wie dem Euro gibt, kann FairCoin theoretisch in einem höheren Maß eigenständig und unabhängig von konventionellen Währungen existieren, was in Krisenzeiten essentiell sein kann, auch wenn dies natürlich zu lasten einer höheren Preisschwankung geht.

FairCoin FreeVision versucht, einen möglichst pragmatischen Weg zu gehen und jeglichen ideologisch begründeten Preisbindungen zu entsagen mit dem Ziel, überhaupt erstmal einen möglichst kompletten Umstieg von Euro zu FairCoin zu ermöglichen und Liquiditätsfallen zu vermeiden.

Stabilität vs. Liquidität

Ein weiterer, weit verbreiteter Irrglaube ist, Währungen müssten stabil sein. Dieser Irrglaube beruht vor allem auf der eigentlich mißbräuchlichen Nutzung von Währungen zur Hortung von größeren Werten. Die risikofreie Hortung von größeren Werten sollte eigentlich keine Funktion von Währungen sein, da größere Werte nicht ohne Risiko gespeichert werden sollten können, was u.a. auch einer der Gründe darstellt, dass Geldvermögensberge aufgebaut werden.

Primäre Funktion von Währungen sollte die Bereitstellung von Liquidität zur Sicherstellung eines möglichst reibungslosen Austauschs sein. Hierbei kann es keine Stabilität geben und gibt es sie letztendlich selbst bei konventionellen Fiat-währungen wie dem Euro nicht, denn die Stabilität wird hier erst durch eine quantitative Regulierung erreicht. Diese erfordert einen zentralen Eingriff in die Geldmenge. Diesen Weg wollte man bei FairCoin nicht gehen und hat sich daher für eine qualitative Regulierung über eine Preisbildung entschieden. Hierbei braucht es keinen zentralen Eingriff, hat wiederum zur Folge, dass Preisspekulationen und Preisschwankungen möglich werden.

Wird FairCoin zum Mittel des Tausches analog dem Geld auf dem Giro-Konto verwendet, so spielen mögliche Schwankungen aber eine untergeordnete Rolle, da man einmal von den Schwankungen profitiert und ein andermal verliert, es bei regelmäßiger Nutzung ein Nullsummenspiel darstellt. Um dennoch eine für den Anwender verständliche Auspreisung zu ermöglichen, empfehlen sich Projekte wie fairo.exchange zur Referenzierung und mit Potenzial eines Preisstandards. Ein solcher Preisstandard könne vielleicht eine Möglichkeit zur Kooperation mit anderen Alternativwährungen darstellen.

Die Vision

FairCoin könnte als eine Art „Flüssigkeit“ darstellen, über der sich eine Verbindung zu verschiedenen Alternativwährungen herstellen lässt, selbst wenn die Systeme untereinander wenig kompatibel sind.

So könnte es gemeinsame Märkte geben, in denen die Preise in einem Preisstandard wie Fairo ausgepreist werden und der Austausch über verschiedene Alternativwährungen möglich ist. Besitzt Jemand eine bestimmte Alternativwährung nicht, möchte dennoch einen Tausch vollziehen, so könnte FairCoin in Verbindung mit einer Art P2P Gateways eine Möglichkeit sein, wie man die systemischen Grenzen der Inkompatibilität sowie regionale Limitierungen bei Bedarf durchbrechen könnte, ohne dabei den regionalen Charakter einer Regionalwährung dadurch zu verändern.

Um diese Vision zu erreichen, braucht es jedoch Unterstützung, vor allem die Bereitschaft zur Nutzung, nicht nur Nutzung von FairCoin, sondern ebenso Nutzung von anderen Alternativwährungen.

Aktuell arbeite ich an einem einfachen P2P-Marktplatz zum Austausch von Waren und Diensten über FairCoin, später möchte ich an meiner Vision arbeiten und optional den Austausch mittels anderer Alternativwährungen ermöglichen.

Damit möchte ich meinen Worten Taten folgen lassen und zu einem kooperativen Austausch beitragen. Entscheidend für mich ist nicht explizit FairCoin, sondern der Wunsch nach Möglichkeiten zum vielfältigen, kooperativen Austausch untereinander und dem Aufbau einer Kreislaufwirtschaft.

Liebe und Gesundheit
Sebastian Gampe

One Reply to “Sebastian Gampe zum aktuellen Stand des FairCoin”

  1. Das gefällt mir sehr gut.
    Danke das Ihr an so was arbeitet.
    Sebastian wenn du lust hast kannst du dich gern mal bei mir melden.

    Gruß Uwe

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